Kirschblüten - Hanami : Letztes Blühen vor dem Tod

Doris Dörrie zeigt in ihrem zartfühlenden Film „Kirschblüten – Hanami“, dass Liebe sogar bayerische Urgesteine versetzen kann.

<strong>Düsseldorf. "Mein Mann mag keine Abenteuer." Trudi kennt ihren Rudi sehr genau. Gewohnheiten halten sein Leben zusammen: jeden Morgen der gleiche Zug, jeden Mittag der gleiche Spruch und jeden Abend das gleiche Bier. Und jetzt sagen die Ärzte der Frau aus dem Allgäu, dass Rudi krank ist. Ihm bleibe nur noch wenig Zeit. Vielleicht wäre ja ein gemeinsames Abenteuer der richtige Weg, um voneinander Abschied zu nehmen. Trudi muss entscheiden, ob sie ihm von seinem Schicksal erzählt. Sie tut es nicht. Ein letztes Mal will sie mit ihrem Mann auf Reisen gehen. Bereits in den ersten Szenen ihres neuen Films "Kirschblüten - Hanami" lässt Doris Dörrie keinen Zweifel daran, dass es ihr um Leben und Tod geht. Und dennoch macht sie sich mit einer Leichtigkeit ans Werk, die sie sicher auf dem schmalen Grat zwischen tragikomisch und kitschig hält. Als perfekte Besetzung beweisen sich Elmar Wepper mit seiner bayerischen Bodenständigkeit und Hannelore Elsner, der man bei aller gespielten Einfachheit in überzeugendem Dialekt eben auch die feinen Sinne der etwas versponnenen Trudi abnimmt, die für jede erschlagene Fliege ein Gedicht als Totengeleit spricht.

Wie einem Postkartenidyll entsprungen stellt Dörrie den Alltag dieses in die Jahre gekommenen Liebespaares vor: Pantoffeln und handgestrickte Weste stehen am Hauseingang für den Feierabend bereit, eine Ente wechselt quakend die Seite der Dorfstraße, und der Löwenzahn blüht in verlässlicher Schönheit. Ein Rhythmus, der sich ändern wird.

Eine Extravaganz, die sich Trudi gönnt, ist ein reich verzierter japanischer Kimono, den die Ehefrau und Mutter als Morgenmantel trägt. Sie träumt von Japan. Das Land, in das sie seit Jahren möchte, und in dem ihr Sohn Karl Abstand von ihrer Liebe sucht. Doch Rudi grantelt: "Der Fuji ist letzten Endes auch nur ein Berg."

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