J. Edgar: Der besessene FBI-Chef

Clint Eastwood zeichnet das Porträt von J. Hoover.

Acht US-Präsidenten kamen und gingen, aber einer blieb: J. Edgar Hoover (1895-1972) — der Gründer und Leiter des „Federal Bureau of Investigation“. Für viele war der Chef der Bundespolizei über fast ein halbes Jahrhundert der zweitmächtigste Mann im Staate. Hoover war ein glühender Antikommunist, ein fanatischer Datensammler und ein begnadeter Stratege, der Präsidenten und potenzielle Gegner mit kompromittierenden Informationen unter Druck setzte.

In seinem Film „J. Edgar“ sucht Regisseur Clint Eastwood nach einem eigenen Zugang zu dieser sperrigen Figur der Zeitgeschichte. Er zeigt Hoover (hervorragend: Leonardo DiCaprio) nicht als historische Ikone, sondern beleuchtet dessen persönliche Entwicklung. Im Gewand eines konventionellen Filmporträts fügt sich langsam ein spannendes zeithistorisches Psychogramm eines Mannes zusammen, der nebenbei im Sexleben von Eleanor Roosevelt, John F. Kennedy und Martin Luther King stöberte.

Kalkül, Besessenheit und die Sehnsucht nach Anerkennung treiben den erzkonservativen FBI-Chef an, der die eigenen Homosexualität verdrängte. Anerkennung vor allem auch von der eigenen Mutter (Judi Dench), bei der er bis zu deren Tod lebt.

Mit „J. Edgar“ ist Eastwood ein vielschichtiges und hochinteressantes Porträt eines Machtmenschen gelungen, der mit beispielloser Rigidität ein konservatives Weltbild verteidigte, in das er im Grunde selbst nicht hineinpasste.

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