Interview mit Cher: „Ich muss nicht mehr arbeiten“

Nach fast einem Jahrzehnt ist Cher wieder im Kino zu sehen. Die Pop-Ikone spricht über Schönheit und Sex-Appeal.

Cher, es ist schön, Sie in „Burlesque“ wieder mal auf der Leinwand zu sehen und zu hören. Warum haben Sie sich fast ein Jahrzehnt damit Zeit gelassen?

Cher: Es kam immer etwas dazwischen. Ich habe schon eine Rolle in „Mamma Mia“ ablehnen müssen, weil ich auf Konzert-Tour war. Außerdem vergisst man regelrecht, wie viel Spaß das macht, wenn man länger nicht mehr vor der Kamera steht. Ich habe sieben Jahre lang durchgehend gearbeitet und es wirklich komplett vergessen. Als ich dann mit all diesen jungen Dingern auf der Bühne stand, die halb so alt sind wie ich und voller Enthusiasmus, musste ich zugeben, dass dies das perfekte Projekt für mein Leinwand-Comeback ist.

Regisseur Steven Antin brauchte Monate, um Sie für „Burlesque“ zu gewinnen. Warum haben Sie sich so gesträubt?

Cher: Ich konnte die Rolle erst nicht leiden. Tess war da zu klischeehaft, es ging immer nur darum, dass sie den Club verliert. Das war mir zu platt. Dann haben wir das Drehbuch mehrmals umgeschrieben und Tess wurde lebendiger, interessanter. . .

. . . und wurde Ihnen ähnlich?

Cher: Ziemlich! Wenn ich auf meinen Musiktourneen um die Welt reise, habe ich auch 100 Leute um mich herum und bin so etwas wie eine Varieté-Chefin. Oder ein Zirkus-Dompteur. Man muss alles wissen, sich um alles kümmern und dafür sorgen, dass alles funktioniert — oder eben nicht.

„Burlesque“ erzählt die Story einer jungen Tänzerin und Sängerin. Können Sie sich an Ihre ersten Tage im Showgeschäft erinnern?

Cher: Oh ja. Ich war gerade 16, ziemlich naiv und habe diese Welt mit großen Augen bestaunt. Alles war neu. Ich muss aber sagen, dass ich heute noch genauso begeistert bin wie früher. Wenn es nicht so wäre, würde ich das nicht mehr machen. Ich müsste ja nicht mehr arbeiten. Aber die Aufregung, das Kribbeln — das ist immer noch so wie am Anfang.

Von wem wurden Sie in Ihrer Darstellung der starken Showbizz-Lady inspiriert — von Mae West?

Cher: Nein, gar nicht! (lacht laut auf) Ich war von mir selbst inspiriert. Aber ich bin Mae West einmal begegnet, das war schon eine verdammt beeindruckende Lady.

Sie sind eine erfahrene Schauspielerin, Christina Aguilera gibt ihr Debüt. Wie war Ihr Verhältnis?

Cher: Wenn man „Cher“ hört und mich als Mensch nicht kennt, kann es sein, dass man etwas mit dem Namen verbindet, was nicht unbedingt der Wahrheit entspricht. Darum schickte ich Christina eine SMS: „Ich bin hier, um Dich zu unterstützen und Dich gut aussehen zu lassen. Ich werde Dir kein Messer in den Rücken rammen, sondern Dir den Rücken stärken.“ Ich werde nie vergessen, wie es bei „Silkwood“ war, da hat Meryl Streep mir am ersten Tag gesagt: „Ich bin so froh, dass Du hier bist.“

Wie war es ohne das Rotlicht der Kameras: Haben Sie abseits des Sets etwas miteinander anfangen können?

Cher: Zwischen Christina und mir bestand sofort eine ganz besondere Verbindung. Ich fand sie schlicht umwerfend. Sie sieht toll aus, besitzt viel Energie und hat sich diesem Projekt völlig verschrieben. Das mag ich an ihr, dass sie bereit ist, jemandem zu vertrauen und dass sie alles gibt.

In „Burlesque“ sind Sie Boss und Vorbild für Christinas Figur Ali. Hatten Sie solche Wegbereiter?

Cher: Sonny war natürlich ein Mentor. Aber auch später gab es immer wieder Leute, die mir zur Seite standen. Der Musikproduzent David Geffen, mit dem ich mal zusammen war, hat mir z.B. geraten, diesen Film zu machen.

Hören Sie noch auf Ratschläge?

Cher: Ich kann sehr stur sein. Ich bin offen für Anregungen, weil ich in einem Team angefangen habe, aber wenn ich etwas nicht will, dann mache ich es auch nicht. Auf der anderen Seite gebe ich nicht auf, wenn ich an etwas glaube. Manchmal ist meine Sturheit eine Stärke, manchmal eine echte Schwäche.

Sie können noch mit dem Sex-Appeal deutlich jüngerer Frauen mithalten. Wie wichtig ist Ihnen Schönheit und Sex-Appeal?

Cher: Entweder man ist sexy oder man ist es nicht. Wenn man versucht, es zu sehr zu beeinflussen, wirkt’s verkrampft. Ich fühle mich wohl in meiner Haut. Wie auch immer — ich denke darüber nicht ständig nach. Ich lebe einfach nur mein Leben.

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