Horror: Spiegelungen aus der Vergangenheit

„Mirrors“ mit Kiefer Sutherland verschenkt viele gute Ansätze.

Mit dem Blick in den Spiegel können sich seelische Abgründe und hässliche Deformationen offenbaren. Das Erschrecken vor sich selbst und dem Unbekannten schafft ein ideales Terrain für das Psychodrama, den Thriller und den Horrorfilm. Alexandre Aja ist seit "High Tension" und dem Remake von "The Hills Have Eyes" weniger für subtile Irritationen als für handfeste Schocks bekannt, die gleich in der Auftaktsequenz von "Mirrors" zum Tragen kommen.

Ein Mann glaubt sich von unsichtbaren Mächten verfolgt und schneidet sich in spektakulärer, blutspritzender Manier die Kehle mit der Scherbe eines zersplitterten Spiegels durch. Als Protagonist des Mystery-Stücks wird ein desillusionierter Polizist eingeführt, der den Dienst quittieren musste und von Frau und Kindern getrennt lebt.

Diesen aus der Bahn geworfenen Mann, der sich mit Alkohol und Tabletten zu betäuben versucht, verkörpert Kiefer Sutherland von Anfang an mit allzu übertriebenen, melodramatischen Gesten. Um finanziell über die Runden zu bekommen, nimmt er den Nachtwächter-Job in einem alten, baufälligen Kaufhaus an. Dort entfalten die riesigen Spiegel ein unheimliches Eigenleben, die ihn Schritt für Schritt in den Wahnsinn treiben.

Von mysteriösen Handab- drücken über unerklärliche Reflexionen bis hin zu markerschütternden Schreien scheint eine vergangene Zeit von ihm Besitz zu ergreifen. Doch weder Sutherlands allmähliche Wandlung vom verunsicherten Familienvater zum beherzten Kämpfer noch die allzu effekthascherisch gestalteten Horrorelemente machen "Mirrors" zu einer in sich stimmigen Gruselmär.

Mit dem bisweilen unfreiwillig komischen Okkultismus verschenkt der Film über weite Strecken die Möglichkeiten, die die an sich faszinierende Visualisierung des Schauplatzes bieten könnte. Die Handlung bleibt bis zum Finale zu schematisch und beschränkt sich auf Wiederholungen des gleichen Strickmusters, die trotz der zwischenzeitlichen Schock-Passagen sogar Langeweile erzeugt.

Da kommt dann die finale Pointe, die tatsächlich noch so etwas wie Überraschung und Unbehagen auslöst, einfach zu spät, um die Versäumnisse des Drehbuchs auszugleichen.

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