Hollywood-Legende Jane Russell gestorben

Los Angeles (dpa) - In den 1940er Jahren lösten Filmplakate mit Jane Russells tiefem Ausschnitt einen Skandal aus. Pin-up-Fotos der rassigen Schauspielerin fanden reißenden Absatz. Sie verdrehte Robert Mitchum, Bob Hope und Frank Sinatra vor der Kamera den Kopf.

Nun ist Hollywoods einstige Sex-Göttin tot. Sie starb am Montag in ihrem Haus im kalifornischen Santa Maria, teilte Russells Sohn, Buck Waterfield, der „Los Angeles Times“ mit. Bis ins hohe Alter war Russell recht rüstig. Nach ihrem 85. Geburtstag griff sie noch in der Senioren-Show-Revue „The Swinging Forties“ im kalifornischen Santa Maria zum Mikrofon.

Russell war 18 Jahre alt, arbeite in einer Zahnarztpraxis und nebenbei als Model, als sie 1939 über Nacht berühmt wurde. Und dies hatte zwei unübersehbare Gründe. Die schwarzhaarige Schönheit gewann den schlagzeilenträchtigen Wettbewerb des exzentrischen Multimillionärs Howard Hughes um den „besten Busen Amerikas“. Die üppige Oberweite brachte ihr prompt die erste Filmrolle ein, als Halbblut Rio in dem Western „Outlaw“ („Geächtet“). Damit war 1943 der „Busenstar von Hollywood“ geboren.

Doch Hughes war mit der Kamera so tief in den Ausschnitt gefahren, dass die Zensurbehörde eingriff. „Der Busen von Jane Russell hängt über dem Film wie eine Gewitterwolke über der Landschaft“, sagte ein Richter in Baltimore während der jahrelangen Auseinandersetzungen darüber, ob der Streifen öffentlich gezeigt werden dürfe.

Erst sechs Jahre später kam der Film offiziell in die Kinos. Doch freizügige Fotos, die Hollywood geschickt vermarktet hatte, machten aus Russell einen Star, lange bevor ihr erster Film zu sehen war. Pin-up-Fotos zierten die Spinde der GI's im Zweiten Weltkrieg. Soldaten in Korea tauften zwei umkämpfte Hügel auf den Namen „Russell Hills“. Über die „widerliche“ Vermarktung ihrer weiblichen Attribute regte sich die erzkonservative Republikanerin und strenggläubige Katholikin, die gerne über Hollywoods Sittenverfall lamentierte, später immer wieder auf. Zu ihrer Verteidigung zog sie gerne den kecken Spruch „Auch Christen können große Titten haben“ heran.

Ihren größten Filmerfolg feierte Russell dann im Schatten von Hollywoods blonder Sexbombe Marilyn Monroe. In Howard Hawks' „Blondinen bevorzugt“ (1953) spielt sie die verlässliche Freundin Dorothy neben der naiven, männerhungrigen Lorelei. Zuvor zeigte sie bereits als Wildwestheldin Calamity Jane in der Western-Parodie „The Paleface“ neben Bob Hope Stärke und Souveränität. In „Ein Satansweib“ und „Macao“ glänzte sie an Robert Mitchums Seite durch ihren trockenen Humor.

Als feurige Zigeunerin („Feuer im Blut“) und rassige Viehtreiberin in „Drei Rivalen“ zog sie in den 50er Jahren über die Leinwand. Doch mit der Komödie „Traum in Pink“ ging ihre Hollywoodlaufbahn schon 1957 dem Ende zu. Ihre letzte größere Filmrolle hatte sie 1967 in dem Actionfilm „Engel der Hölle“.

Sie wechselte ans Mikrofon und stand in Las Vegas als Sängerin auf der Bühne. Als 50-Jährige trat sie am Broadway in New York noch in Musicals auf und zeigte sich in einer Büstenhalterwerbung im Fernsehen lächelnd als „Mädchen mit voller Figur“.

Ihre erste langjährige Ehe mit einem Football-Star, mit dem sie drei Kinder adoptierte, wurde 1968 geschieden. Ihr zweiter Mann starb wenige Monate nach der Hochzeit. Sie heiratete ein weiteres Mal und war mit dem Geschäftsmann bis zu dessen Tod im Jahr 1999 zusammen. Danach verschlug es Russell zu ihrem jüngsten Sohn nach Santa Maria, einem verschlafenen Städtchen weitab von Hollywood, das erst durch den Michael-Jackson-Prozess auf die Landkarte kam. „Hier leben Rancher und Western-Typen, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen“, erzählte Russell vor wenigen Jahren. „Die sagen, was sie denken, und geben nichts auf Ruhm.“ Genau das würde ihr jetzt gefallen.

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