Hintergrund: Und der Oscar geht an...

Ein Blick Richtung Hollywood: Schlaglichter auf häufig gestellte Fragen zum wichtigsten Filmpreis der Welt.

Düsseldorf. Man lässt sich auch mal gerne in die Irre führen. In der heißen Phase der sogenannten Award Season, der Preisverleihungssaison, werben die Verleihe und Kinobetreiber offensiv für Filme, die mehrfach Oscar nominiert oder — nach der Zeremonie — prämiert sind.

Effektheischende Popcorn-Ware wie „Transformers“ (2007) oder „Armageddon“ (1998) darf damit prahlen, drei- beziehungsweise viermal im Rennen gewesen zu sein. Und James Camerons „Terminator 2“ (1991) kann sich gar vierfacher Oscar-Sieger nennen. Aber wer war dann nominiert oder hat gewonnen? Weltraum-Cowboy Bruce Willis als bester Hauptdarsteller? Oder Arnold Schwarzenegger für seine Rolle als einsilbige Menschmaschine? Weder noch.

Dass Filme, die auf den ersten Blick keine anspruchsvolle Filmkunst darstellen, bei den Oscars besser abschneiden als Klassiker wie Alfred Hitchcocks „Vertigo“ (1958, lediglich zweimal nominiert), Martin Scorseses „Taxi Driver“ (1976, vier Nennungen, kein Preis) oder Roman Polanskis „Chinatown“ (1974, nur ein Oscar bei immerhin elf Nominierungen), ist der Vielfalt an Kategorien geschuldet.

„Terminator 2“ räumte die Preise für den besten Ton, die besten Toneffekte, die besten visuellen Effekte und das beste Maskenbild ab. Auf dem Papier ist er damit gleichauf mit „Rain Man“ (1988) oder „A Beautiful Mind“ (2001), die ihre jeweils vier Trophäen allerdings ausnahmslos in den sogenannten Hauptkategorien (Film, Regie, Drehbuch, Darsteller) erhielten.

Klingt kompliziert? Ist es nicht. Mit unseren Oscar-Schlaglichtern auf häufig gestellte Fragen zum wichtigsten Filmpreis der Welt sind Sie bestens gerüstet für die Gala, die „Pro Sieben“ in der Nacht zu Montag ab 2 Uhr live überträgt.

1927 trafen sich in Hollywood 33 einflussreiche Filmschaffende, um die Interessen der Filmbranche und ihrer Mitarbeiter innerhalb einer Vereinigung zu koordinieren. Die Zusammenkunft gilt als Gründungstag der Academy of Motion Picture Arts & Sciences (Akademie für Filmkunst und -wissenschaft), die die Oscars vergibt. Sie zählt heute rund 6.000 Mitglieder.

Der Oscar wurde erstmals 1929 in Los Angeles vergeben — als Notwehr der Studiobosse, um den immer aggressiver geäußerten Forderungen der neu gegründeten Künstlergewerkschaften etwas entgegenzusetzen. Die Idee eines Wettbewerbs war genial. Die Initiatoren packten die Branche an ihrer empfindlichsten Stelle: ihrer Eitelkeit.

Die Anzahl der Preiskategorien wirkt mit 24 zu vergebenden Oscars hoch, ist aber im Vergleich zu anderen Preisen wie dem Golden Globe (26), dem Fernsehpreis Emmy (91) und dem Musikpreis Grammy (über 100) relativ überschaubar.

In einem ersten Wahlgang wählen die Angehörigen einer Berufsgruppe die besten Leistungen ihrer direkten Kollegen. Diese fachspezifische Abstimmung führt zu den Nominierungen. Bei der eigentlichen Wahl dürfen alle Academy-Mitglieder in sämtlichen Kategorien mitentscheiden.

Eine hohe Anzahl an Nominierungen kann nicht schaden, ist aber keine Garantie: Von den mittlerweile 82 Filmen, die als „Bester Film“ ausgezeichnet wurden, war die Mehrzahl nicht gleichzeitig das Werk mit den meisten Nennungen.

Das gefühlvolle Geschichtsdrama „The King’s Speech“ führt die Nominierungsliste mit zwölf Nennungen an. Neben einer fantastischen Inszenierung und einem grandiosen Ensemble bietet der Film detailverliebtes Ausstattungskino. Ein Mitfavorit wie „The Social Network“ (acht Nominierungen), der in der Jetztzeit verortet ist, kann da in den technischen Kategorien nicht mithalten und wird selbst von einem Zählkandidaten wie dem Neo-Western „True Grit“ (zehn Nominierungen) übertrumpft.

Was die Chancen der Favoriten „The Social Network“ und „The King’s Speech“ angeht, war das Rennen um den Hauptpreis schon lange nicht mehr so offen. Bis vor vier Wochen schien David Finchers geniales Zeitgeistporträt der Generation Facebook unangefochten, da dem Film seit Anfang Dezember sämtliche wichtigen Kritikerpreise verliehen wurden. Bei den seit Mitte Januar abgehaltenen Preisgalas der Berufsgilden wie der Produzenten oder der Schauspieler lag allerdings „The King’s Speech“ vorn.

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