Grimme pflegt seine Tradition

Die ARD erhält die meisten Fernsehpreise. Als einziger Privatsender gewinnt Tele 5 — im Bereich Unterhaltung.

Düsseldorf. „Einen starken Jahrgang mit herausragenden Filmen, zupackenden Dokumentationen und originellen Unterhaltungsformaten“, sieht Uwe Kammann, Direktor des Adolf-Grimme-Instituts. So versöhnlich sagt er das eigentlich in jedem Jahr bei der Bekanntgabe der Grimme-Preisträger. Auch am Dienstag in Düsseldorf betonte er, dass das gute Fernsehen keineswegs verschwunden sei.

Nun ja, man muss schon genauer danach suchen. Die Dokumentationen rutschen immer tiefer in die Nacht, die ausgezeichneten Fernsehfilme sind Ausnahmeerscheinungen auf ihren Sendeplätzen bei ARD und ZDF. Deswegen nickt man, wenn der renommierteste TV-Preis an „Homevideo“ und „Liebesjahre“, an „Die Hebamme“ und „Ein guter Sommer“ geht, wenn das Projekt „Dreileben“ der Regisseure Dominik Graf, Christian Petzold, Christoph Hochhäusler mit einem Spezialpreis bedacht wird.

Für Graf ist es der zehnte Grimme-Preis, sieben Auszeichnungen verteilen sich auf die ARD — der früher oft Grimme-verwöhnte WDR erhält lediglich einen Drittel-Preis —, vier bekommt das ZDF. Überraschungen sehen anders aus.

Die konzentrieren sich in diesem Jahr auf die Unterhaltung. Der „Eurovision Song Contest“ aus Düsseldorf und der ZDF-Satiretalk „Pelzig hält sich“ haben „knapp verloren“, sagte Juror Hans Hoff. Geehrt werden stattdessen zwei Sendungen, die man wahrlich suchen muss. Der NDR hat seine wunderbar skurrile Comedyserie „Der Tatortreiniger“ erst um 3.30 Uhr nachts versendet, sie dann wild im Programm verstreut. Immerhin wird die Serie nicht vor Schreck über den Preis eingestellt, was schon mehrfach vorgekommen ist, sondern mit acht Folgen fortgesetzt.

Zur Grimme-Tradition gehört, dass die Privatsender „maximal zwei Preise“ gewinnen, wie Uwe Kammann sagt. Genau eine Auszeichnung ist es in diesem Jahr. Sie geht erstaunlicherweise an Tele 5, wo sich im Nachmitternachtsprogramm das Stückchen „Walulis sieht fern“ findet. Walulis heißt mir Vornamen Philip, hat schon bei SWR und RTL2 moderiert und zwischendurch immer wieder Neues im Münchner Aus- und Fortbildungskanal afk ausprobiert. Zum Beispiel, wie man einen ganzen „Tatort“ in 123 Sekunden erzählt. Ansonsten bestaunt der 31-Jährige den normalen TV-Irrsinn — nicht ganz neu, aber ganz lustig.

Michael Steinbrecher moderiert am 23. März die Preisgala in Marl. 3Sat zeigt sie zeitversetzt um 22.25 Uhr. Live läuft sie ab 19 Uhr im Internet:

3sat.de

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