Filmbiografie: Mandela, die Lichtgestalt

Regisseur Justin Chadwick folgt dem Lebensweg des großen Freiheitskämpfers mit Sinn für Historie und ein bisschen Pathos.

Filmbiografie: Mandela, die Lichtgestalt
Foto: Keith Bernstein/Senator

Düsseldorf. Nelson Mandela, der kürzlich verstorbene Anti-Apartheitskämpfer, gehört zu den wichtigsten politischen Ikonen des 20. Jahrhunderts. Sein Name steht für Integrität und Beharrlichkeit im Kampf um Gleichberechtigung gegen ein staatliches System, das den Rassismus zum Verfassungsgrundsatz erhoben hatte.

Es gab schon einige Filme, die das Leben Mandelas gestreift oder wie zuletzt Bille Augusts „Goodbuy Bafana“ zum Gegenstand einer biografischen Ausschnittvergrößerung gemacht haben. Der britische Regisseur Justin Chadwick hat nun die Aufgabe übernommen, dem ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas ein filmisches Denkmal zu setzen, und versucht, fast die komplette Lebensspanne Mandelas in 141 Kinominuten abzudecken.

Ein schwieriges dramaturgisches Unterfangen, nicht nur weil hier fast ein Jahrhundert südafrikanischer Geschichte auf dem Plan steht, sondern auch weil Mandela gut die Hälfte seines Erwachsenenlebens in Haft verbracht hat. Aber der um Vollständigkeit bemühte Erzählansatz lohnt sich, weil der Apartheids-Gegner hier nicht nur als aufopferungsvolle Leidensfigur gezeigt wird, sondern auch als energiegeladener, junger Mann. Der zieht aus seinem kleinen Dorf in die Stadt und wird Rechtsanwalt.

Idris Elba, der sonst eher für Actionfilme gecastet wird, spielt Mandela und schon bald vergisst man, dass der hochgewachsene, muskulöse Schauspieler der politischen Ikone in keinster Weise ähnlich sieht. Als junger Mandela verleiht er seiner Figur die Aura eines bodenständigen Lebemannes, der gerne boxt, feiert und mit Frauen ausgeht. Aber als Jurist kann er die Augen vor der rassistischen Ungerechtigkeit in seinem Land immer weniger verschließen.

Am politischen Engagement im ANC zerbricht sogar seine erste Ehe. Als er bald darauf Winnie (Naomie Harris) kennenlernt, ist bald klar, dass die beiden nicht nur die Liebe füreinander, sondern auch der politische Veränderungswille verbindet.

Das Apartheids-Regime erlässt hingegen immer strengere Rassentrennungs-Gesetze und geht gegen den erstarkenden Widerstand mit steigender Brutalität vor. Das treibt Mandela in den Untergrund. Von hier aus organisiert und verübt der ANC Sabotageanschläge gegen die Infrastruktur des Regimes. Doch schon bald fliegen die illegalen Kämpfer auf und werden zu lebenslanger Gefängnisstrafe verurteilt.

27 Jahre sitzt Mandela in Haft. Als er 1990 nach langen Verhandlungen entlassen wird, ist er eigentlich ein müder, alter Mann, der aber noch die Kraft findet, das vom blutigen Bürgerkrieg bedrohte Land auf den Weg der Versöhnung zu bringen.

Die schwierigen Entscheidungsprozesse am historischen Wendepunkt arbeitet Chadwick besonders deutlich heraus. Dabei zeigt er auch, wie die Liebe zwischen Nelson und Winnie Mandela, die die Gefängnisjahre überdauert hat, an der politischen wie emotionalen Entfremdung zerbricht.

Die Darstellung dieser kraftvollen bildet den emotionalen Kern des Filmes, der ohne Rührseligkeiten verhandelt wird. Naomie Harris arbeitet die Entwicklung ihrer Figur, die durch die Brutalität der Verhältnisse zur hasserfüllten Kämpferin wird, überzeugend heraus.

Das Happy End, das die Geschichte dem politischen Kämpfer Mandela gewährt, ist dem Privatmann nicht vergönnt. Bei allem historischen Pathos, das der Film mit seiner konventionellen Erzählweise beschwört, verschließt Chadwicks episches Porträt nicht die Augen vor der Bitterkeit, die mit dem errungenen Sieg einhergeht. Dass Mandela trotzdem den Mut zur Versöhnung als einziger historischer Alternative gefunden hat, zeugt von der Größe dieses Mannes, der in der blutigen Geschichte des 20. Jahrhunderts eine wahre Lichtgestalt ist.

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