Filmbiografie: Der Geschäftsführer des weltweiten Terrors

„Carlos – der Schakal“ ist ein fünfstündiges, hochspannendes Epos.

Ilich Ramírez Sánchez - genannt Carlos - führte in den 70er und 80er Jahren unangefochten die internationalen Fahndungslisten an. Seine Kontakte reichten von den deutschen "Revolutionären Zellen" über die palästinensische PFLP bis hin zu einem weiten Netz internationaler Geheimdienste in Libyen, der DDR, der Sowjetunion und dem Irak.

Erst nach einer 20-jährigen Terroristen-Karriere wurde Carlos im Sudan vom französischen Geheimdienst gefasst und 1997 in Paris zu lebenslanger Haft verurteilt.

Olivier Assayas kundschaftet in "Carlos - der Schakal" das wendungsreiche Leben des Top-Terroristen in einem fünfstündigen hochspannenden Epos aus, das auch in einer gekürzten Drei-Stunden-Version in die Kinos kommt. Der bisher weitgehend unbekannte Édgar Ramírez spielt Carlos als charismatischen, selbstgefälligen Macho, der Frauen genauso um den Finger wickelt wie militante Linke und versierte Geheimdienstmitarbeiter.

Der Regisseur zeigt ein breites Bild der terroristischen Aktivitäten, wobei etwa der Geiselnahme im Wiener OPEC-Hauptquartier 1975 genauso viel Raum eingeräumt wird, wie der Darstellung der Gruppendynamik zwischen Carlos, seiner Frau Magdalena Kopp (Nora von Waldstätten) und dem Weggefährten Johannes Weinrich (Alexander Scheer), die ein internationales Terror-Netzwerk aufbauen wollen. Mit präziser Recherche folgt der Film dem weltmännischen Revolutionär, der zunehmend zum käuflichen Auftragsmörder und Geschäftsführer des Terrors mutiert.

Assayas ist dabei weder an der Mystifizierung der Figur noch an psychologischen Erklärungsmustern gelegen. Er definiert das Phantom Carlos durch seine Taten, deren ideologische Motivation immer mehr in den Hintergrund tritt, und zeichnet ein Bild des internationalen Terrorismus, der fest in die Struktur des Kalten Krieges eingebunden war.

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