„Ein riskanter Plan“: Spannendes Ablenkungsmanöver

Berlin (dpa) - In der pulsierenden Millionen-Metropole Manhattan muss schon etwas Besonderes passieren, um im hektischen Alltag auf der Straße die Aufmerksamkeit der New Yorker zu erlangen.

Ein solches Ereignis, das selbst gestresste Business-Manager von ihrem Smartphone aufblicken lässt, ist ein Selbstmörder, der von einem Hochhaus zu springen droht. Sobald sich die ersten Schaulustigen am Ort des Geschehens versammelt haben, bilden sich rasch Menschentrauben, die von zügelloser Neugier getrieben sind. Wichtige Termine spielen plötzlich keine Rolle mehr, weil etwas Spannenderes im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit steht.

Dieses psychologische Phänomen macht sich ein junger New Yorker Ex-Cop (Sam Worthington) zu Nutze, der zu Unrecht eine Haftstrafe von 25 Jahren für einen Diamantendiebstahl verbüßen soll, den er nie begangen hat. Mit einem cleveren Trick gelingt es ihm, aus dem Gefängnis freizukommen, um bei einem couragierten Coup alles aufs Spiel zu setzen. In schwindelerregender Höhe klettert er auf den Fenstersims des renommierten Roosevelt Hotels in Midtown Manhattan und steht damit im Handumdrehen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.

Wie in einer Reality-TV-Show schickt der amerikanische Dokumentarfilmer Asger Leth, der mit „Ein riskanter Plan“ sein Spielfilmdebüt gibt, Polizei und TV-Teams an den Ort des Geschehens, wo sich inzwischen Menschenmassen versammelt haben. Erst Schritt für Schritt realisiert der Zuschauer, dass dieses Todessprung-Szenario nur dazu dient, um von einem riskanten Einbruch auf der gegenüber liegenden Straßenseite abzulenken.

Während eine attraktive Polizeipsychologin (Elizabeth Banks) versucht, den vermeintlichen Selbstmörder zur Rückkehr ins Gebäude zu bewegen, gibt er seinem Bruder (Jamie Bell) und dessen Freundin (Genesis Rodriguez) über ein Head-Set heimlich Anweisungen, um das komplizierte Sicherheitssystem eines Tresorraums zu knacken. Dort soll sich der hochkarätige Diamant befinden, den er angeblich gestohlen hat.

Der Hauptdarsteller Worthington musste bei den Dreharbeiten seine Höhenangst überwinden und im 21. Stockwerk auf einen Fenstervorsprung des New Yorker Luxushotels klettern. Dank der Nervosität und Unsicherheit, die sich dabei in seinen Augen widerspiegelt, wirkt „Ein riskanter Plan“ äußerst authentisch. Der überwiegende Teil der Fenstersimsszenen wurde jedoch im Studio aufgenommen.

In diesem packenden Action-Thriller gelingt es Leth, Schritt für Schritt die Spannung zu steigern, indem er den Zuschauer zunächst auf eine falsche Fährte lockt. Dabei bleibt er jedoch nicht sklavisch diesem Genre verhaftet, sondern nimmt sich die Zeit, auch die Reaktionen der angespannten Augenzeugen auf der Straße zu zeigen, unter denen schließlich auch der gemeine Gegenspieler (Ed Harris) auftaucht. Mit „Ein riskanter Plan“ liefert Leth ein überzeugendes Regiedebüt voller Action, Dialogwitz und dramaturgischer Wendungen, das spürbar im Big Apple verortet ist und dem Zuschauer das Gefühl vermittelt, selbst hautnah dabei gewesen zu sein.

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