Ehrenpreis für Harry Belafonte in Locarno

Locarno (dpa) - Ovationen für Harry Belafonte: Gefeiert von etwa 8000 Menschen hat der 85-jährige Star auf dem 65. Internationalen Filmfestival im Schweizer Locarno einen „Goldenen Ehrenleoparden“ für seine außergewöhnliche Karriere erhalten.

„Mit dieser Auszeichnung fühle ich mich als Künstler geehrt. Aber ich empfinde sie vor allem auch als Ehrung meines lebenslangen Kampfes für soziale Gerechtigkeit“, sagte der Schauspieler und Sänger in seiner Dankesrede am Montagabend auf der Piazza Grande, dem Marktplatz der Stadt am Nordufer des Lago Maggiore.

Vom tosenden Beifall der Zuschauer unterbrochen, fügte er hinzu: „Ich glaube daran, dass Künstler heute mehr denn je notwendig sind, um den Regierenden dieser Welt zu helfen, den richtigen Weg aus den Krisen der Gegenwart zu finden. Künstler sind die Hüter der Wahrheit!“

Sichtlich bewegt erinnerte Harry Belafante an den Regisseur Otto Preminger, der aus Österreich vor den Nazis nach Hollywood geflohen war. Durch Premingers Film „Carmen Jones“ war Belafonte Mitte der 1950er Jahre in den USA und darüber hinaus zum Schauspielstar geworden. „Bis zu diesem Film galten wir Menschen mit schwarzer Hautfarbe in Hollywood, in den USA, als zweitklassig. Otto Preminger war es, der mit großem Mut dafür gesorgt hat, dass sich das änderte.“ Das Festival widmet dem 1986 verstorbenen Regisseur und Produzent eine opulente Retrospektive und zeigt alle seine Filme.

Als Schauspieler ist Harry Belafonte zuletzt 2006 in dem Politdrama „Bobby“ aufgetreten. Das Filmfestival von Locarno bezeichnete Belafonte als „wunderbare Gelegenheit für Künstler aus aller Welt, sich zu treffen und Ideen auszutauschen, um unsere Welt ein bisschen besser zu machen.“ Die wichtigste Aufgabe der Kunst nannte er, „die Möglichkeit, Menschen zu inspirieren, das Beste in sich selbst zu entdecken.“

In der ersten Festival-Halbzeit galt im Internationalen Wettbewerb die englisch-deutsch-australische Koproduktion „Berberian Sound Studio“ als Favorit für den Hauptpreis, den Goldenen Leoparden. Inzwischen wurde das Angebot stärker und es kamen weitere Kandidaten ins Gespräch.

Besonders hoch gehandelt wird nun auch „Starlet“ (USA) von Regisseur Sean Baker. Der so unterhaltsame wie gedankenreiche Film erzählt von einer jüngeren und einer älteren Frau, die sich durch Zufall begegnen. Gemeinsam versuchen sie am Rande der knallharten Sex-Industrie Kaliforniens, im Dschungel der ganz an Profit orientierten Gesellschaft, ihre persönliche Würde zu erkämpfen und eine aufrechte Freundschaft zu pflegen.

Viele Festivalbesucher favorisieren zudem den österreichischen Film „Der Glanz des Tages“. Darin porträtiert das Regie-Duo Tizza Covi und Rainer Frimmel in einer originellen Mischung aus Spielfilm und Pseudodokumentation den am Wiener Burgtheater und am Thalia Theater Hamburg gefeierten Schauspieler Philipp Hochmair. Die Jubiläumsausgabe des nach Berlin, Cannes und Venedig bedeutendsten europäischen Filmfestivals endet am Samstagabend mit der Vergabe des „Goldenen Leoparden“ und der anderen Preise.

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