Filmfestival : Die Jury in Locarno hat es schwer
Locarno (dpa) — Die 71. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals Locarno, die letzte unter der künstlerischen Leitung des künftigen Berlinale-Chefs Carlo Chatrian, endet am Samstagabend mit der Preisverleihung.
14 Spielfilme und eine Dokumentation haben sich um den Hauptpreis, den Goldenen Leoparden, beworben. Der Jury dürfte es schwer haben. Denn zwei Drittel der Wettbewerbsbeiträge haben eine Auszeichnung verdient.
Zu den Favoriten gehört das beklemmende deutsche Anti-Terrorismus-Drama „Wintermärchen“. Regisseur Jan Bonny („Gegenüber“) verfolgt darin die Blutspur dreier junger Rechtsradikaler. Er zeigt eindringlich die Fratze des Wahns von Leuten, die alle und alles, was sie als nicht deutsch empfinden, zerstören wollen. Der Film irritiert, weil er nichts erklärt, keine Wertung bietet. Aber genau das provoziert die Zuschauer dazu, über möglich gesellschaftliche Ursachen nachzudenken.
Doch die Konkurrenz ist groß. Hoch gehandelt wird ebenfalls „Sibel“, eine auch mit deutschem Geld produzierte internationale Gemeinschaftsproduktion. Das türkisch-französische Regie-Duo Çagla Zencirci und Guillaume Giovanetti erzählt mit packender Intensität die düstere Geschichte der Selbstbehauptung einer jungen Türkin.