"Die Gräfin" - Drama: Anti-Aging-Wahn im finsteren Mittelalter

Das Drama „Die Gräfin“ beeindruckt mit düsterer Atmosphäre, erzählt aber keine Geschichte.

Düsseldorf. Historienfilm, Liebesdrama, dezenter Horror mit feministischer Note: "Die Gräfin", ein Film von und mit der Französin Julie Delpy, fügt sich nicht in gängige Genres. Schaurig ist die Mär einer mächtigen Frau, die sich mit dem Blut von Jungfrauen schön erhalten will, beeindruckend düster wirkt die Atmosphäre.

Manch ein Fan von Delpy, die als Schauspielerin ("Before Sunrise"), Regisseurin ("2 Tage Paris") und Musikerin kreativ arbeitet, wird sich angesichts ihres neuen Werkes wundern: "Nach all dem, was ich bisher gemacht habe, ist das etwas völlig Neues", sagte die 39-Jährige im Februar bei der Berlinale-Premiere. "Das ist ungewöhnlich finster für mich - aber das musste einfach mal raus."

Aber was musste raus? Delpy erzählt mit sich selbst in der Titelrolle ein makaberes Schauermärchen über die ungarische Gräfin Erzebet Bathory (1560-1614), die im späten Mittelalter als ausgesprochen mächtig galt. Schön, intelligent und unbeirrbar beugt sie sich nicht den Männern, sondern stellt Bedingungen für ihre kriegerische Unterstützung des Königs. Auch erotisch gibt sich diese Frau provozierend selbstbewusst.

Der Film schmückt dieses spannende Frauenporträt mit unglücklichem Liebeswahn und gruseligen Details: Um für ihren jungen Geliebten (sehr brav: Daniel Brühl), der dem Willen seines Vaters folgend eine andere Frau geheiratet hat, frisch und knackig zu bleiben, verfällt Erzebet einer fixen Idee:

Das Blut von Jungfrauen soll ihr den Traum von ewiger Jugend erfüllen. Im Keller ihres Schlosses steht eine Art "Entsaftungsmaschine" für Menschen, mehr als 100 junge Mädchen der Gegend sterben für Erzebets Kampf gegen die Falten.

Allein der Anti-Aging-Wahn der mittelalterlichen Heldin gäbe viele Möglichkeiten für eine Prise Sarkasmus und bösen Humor. Doch Delpy, deren zeitloses Madonnengesicht perfekt zur Rolle passt, nimmt das Schicksal der Gräfin überernst. Ohne Distanz zu ihrer Heldin und den Mut zu echter Provokation zerfließt "Die Gräfin" am Ende im Melodram.

Wertung: 3 von 5 Sternen

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