Weinstein in den Köpfen : Der lange Schatten des „Königs der Croisette“
Cannes (dpa) — „Abwesend, und doch in allen Köpfen“ lautet der Tenor zahlreicher Medien zur Post-Weinstein-Ära in Cannes. Und das nicht nur wegen der „MeToo“-Debatte, die seit dem Skandal um Harvey Weinstein weltweit immer größere Kreise zieht.
Der Hollywood-Prozent, der der sexuellen Belästigung, Nötigung und Vergewaltigung bezichtigt wird, gehörte Jahrzehnte in Cannes zu den Stammgästen des Festivals. Hier machte er Geschäfte, feierte Partys und tat sich bei der alljährlichen Spendengala der US-Aids-Hilfe amfAR mit Glamour und Stars aus aller Welt als Sponsor hervor.
Wie in den vorherigen Jahren findet das Event auch diesmal wieder in dem Luxushotel Cap-Eden-Roc in der Nähe von Cannes statt. Wie die Stimmung unter den mehr als 900 VIPs der Filmbranche, Mannequins und Schauspielerinnen am 17. Mai sein wird, bleibt jedoch fraglich. In der Nobelabsteige mit Meerwasserpool hatte Weinstein auch seine Suite, in die er seine Opfer gelockt haben soll, unter ihnen die italienische Schauspielerin Asia Argento, die ihn der Vergewaltigung bezichtigt.
Weinstein galt als „König der Croisette“ und Cannes während des Festivals als seine Hochburg. Dass der Name des 66-Jährigen, der sich laut Medienberichten in Amerika einer Therapie gegen Sexsucht unterzieht, derzeit präsenter ist denn je, erstaunt deshalb wenig.