Christoph Waltz: Er will immer nur spielen

Der Schauspieler Christoph Waltz gewinnt seinen zweiten Golden Globe — und für den Oscar ist er auch wieder nominiert.

Los Angeles. Christoph Waltz war sichtlich überrascht. „Lasst mich erst mal Luft schnappen“, waren die ersten Worte des Golden-Globe-Gewinners in Beverly Hills, der die goldene Weltkugel für seine Nebenrolle als Kopfgeldjäger in Quentin Tarantinos Sklavenwestern „Django Unchained“ in den Händen hielt. Die Globes, die vom Verband der Hollywood-Auslandspresse vergeben werden, gelten als Vorboten für die Oscars, die am 24. Februar verliehen werden — auch den könnte Waltz zum zweiten Mal gewinnen.

Ein Déjà-vu für Waltz und Tarantino: Den ersten Globe seiner Karriere hatte Waltz vor drei Jahren Tarantinos „Inglourious Basterds“ zu verdanken. „Quentin, du weißt, dass meine Schulden dir gegenüber und meine Dankbarkeit nicht in Worten zu fassen sind“, dankte Waltz dem Regisseur und Autor.

Denn Tarantino hat für den 56-Jährigen nach 30 erfolgreichen, aber nicht sehr glanzvollen Berufsjahren die Hollywood-Karriere wie eine Raketenstufe gezündet. Angefangen hat der Sohn eines Wiener Bühnen- und Kostümbildnerpaars als Theaterschauspieler alter Schule mit einer Ausbildung am Max Reinhardt Seminar in Wien. Waltz machte sich auf der Bühne bald einen Namen, spielte in seiner Heimatstadt, in Zürich, Salzburg, Frankfurt und Köln.

Zeitgleich kam die Fernsehkarriere in Schwung. Waltz spielte in „Derrick“ und im „Tatort“. Er gewann immer wieder Preise, unter anderem für seine Darstellung des Sängers Roy Black (1996) und des brutalen Entführers im TV-Zweiteiler „Tanz mit dem Teufel — Die Entführung des Richard Oetker“ (2001).

Schon damals konnte man all das sehen, was ihn heute auf der Kinoleinwand auszeichnet: Wie wunderbar er Charme und Verschlagenheit kombiniert, wie er gefährlichen Zynismus mit sanftem Wiener Zungenschlag tarnt, wie er hinter einer biederen Erscheinung gemeinen Hintersinn aufblitzen lässt. Der Schauspieler war damals zwar bekannt, aber längst kein Star — und schon gar kein Glamourtyp, der sich auf den wichtigen Partys zeigte. Waltz will immer nur eins: intensiv arbeiten und spielen.

Und das tut er seit seiner Rolle als SS-Offizier in „Inglourious Basterds“ in der obersten Liga — Hollywood. Ausgerechnet der diskrete Herr Waltz lebt jetzt einen Teil des Jahres im grellen kalifornischen Malibu. Denn dort dreht er Filme wie „The Green Hornet“ und „Wasser für die Elefanten“. Christoph Waltz, zum zweiten Mal verheiratet und Vater von vier Kindern zwischen acht und 31 Jahren, ist kein Typ, der deshalb abhebt. „Ich habe schon mehrere kometenhafte Aufstiege erfolglos hinter mich gebracht“, sagte er mal. Aber dieser läuft wirklich richtig gut.

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