Cannes feiert Jean-Paul Belmondo

Der Stammgast des Festivals erhält seinen ersten Preis.

Cannes. Er war Gangster, Liebhaber und Charmeur. Am Dienstag hat das Festival in Cannes Jean-Paul Belmondo für sein Lebenswerk geehrt — auf einem Gala-Abend nach der Premiere des Dokumentarfilms über den Schauspieler „Belmondo, Itineraire. . .“ (Belmondo, Lebensweg . . .).

Die Festival-Direktoren Gilles Jacob und Thierry Fremaux würdigten ihn als „vielschichtige, charismatische Persönlichkeit mit präzisen darstellerischen Fähigkeiten und schneidigem Witz“.

Seit mehr als 50 Jahren ist der heute 78-Jährige Stammgast in Cannes, doch am Dienstag erhielt er seinen ersten Preis.

Der Schauspieler ist eine Ikone des französischen Kinos und gehört zu den bekanntesten und gleichzeitig am meisten unterschätzen französischen Schauspieler. „Jeder ist für etwas Bestimmtes geboren, ich bin auf der Welt, um Schauspieler zu sein“, sagte Belmondo einmal. Als Sohn eines Künstlerehepaares stand er schon mit zwanzig Jahren auf der Theaterbühne.

Bekannt wurde „Bebel“, wie die Franzosen den Schauspieler liebevoll nennen, als kettenrauchender Haudegen in Jean-Luc Godards Film „Außer Atem“, für den Belmondo 1960 das erste Mal über den roten Teppich in Cannes schritt.

Sein Lächeln und die Art, mit dem Daumen nachdenklich um seine Lippen zu streichen, sind in die Filmgeschichte eingegangen. Unvergessen sind seine Auftritte in „Elf Uhr nachts“, „Ass der Asse“ und „Der Profi“.

Seit einem Schlaganfall im Jahr 2001 ist er nur sporadisch als Darsteller in Erscheinung getreten, sein Privatleben dagegen sorgte für Schlagzeilen: 2002 heiratete er seine Lebensgefährtin „Natty“, mit der er ein Jahr später Tochter Stella bekam, Belmondos viertes Kind.

2008 folgte die Scheidung und ein Sorgerechtsstreit. Belmondos neue Freundin, die 42 Jahre jüngere Barbara Gandolfi, bringt „Bébel“ nur negative Presse, gegen das ehemalige Playboy-Model läuft in Belgien ein Ermittlungsverfahren wegen Geldwäsche.

„Ich möchte, dass mein Privatleben respektiert wird“, meldet sich der Schauspieler im vergangenen Sommer zu Wort. Gestern dürften erstmals seit Jahren wieder seine großartigen Filme im Vordergrund gestanden sein.

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