„Blutzbrüdaz“: Hip-Hop-Komödie mit Sido

Berlin (dpa) - Bushido hatte bereits vorgelegt - das Kino-Debüt des Hip-Hop-Stars „Zeiten ändern dich“ kam schon vor knapp zwei Jahren in die Kinos. Da war es eigentlich nur eine Frage der Zeit bis die zweite Größe im Deutsch-Rap, Sido, nachzieht.

Zwar war der Berliner Rapper schon auf großer Leinwand aktiv - in Mario Barths „Männersache“. In „Blutzbrüdaz“ aber übernimmt Paul Würdig, wie Sido (Alben wie „Maske“) eigentlich heißt, erstmals eine große Kinorolle. Die Regie stammt von Özgür Yildirim („Chiko“), Fatih Akin („Gegen die Wand“) ist als Produzent mit an Bord. Sidos Filmpartner wird gespielt vom Rapper B-Tight, bekannt durch Hip-Hop-Alben wie „Goldständer“. Von all diesen Rapper-Größen sollte sich aber niemand abschrecken lassen: „Blutzbrüdaz“ ist nicht nur was für Hip-Hop-Fans.

Berlin um die Jahrtausendwende. Otis (Sido) und Eddy (B-Tight) haben sich viel vorgenommen, mit ihrem Sprechgesang wollen sie nach ganz oben. Dabei haben beide nicht nur keine Ahnung davon, wie der Hase so läuft im Rap-Business, sie sind auch schrecklich arm, teilen sich ein Bett und für ein anständiges Mikro reicht das Geld auch nicht. Dann aber geht alles plötzlich recht schnell: Kaum ist ein Demo-Tape aufgenommen, schon feiern die „Blutzbrüdaz“ erste Erfolge - an denen auch die Plattenindustrie partizipieren möchte. Eddy wittert zwar das große Geld, Otis aber möchte seine Seele nicht verkaufen. Und schon steht die Freundschaft der beiden auf dem Spiel.

Sympathisch ist vor allem, wie wenig ernst sich Sido hier nimmt. Immerhin gehört der 31-Jährige ja noch immer zur Speerspitze des deutschen Hip-Hop - und damit zu einer Szene, in der Humor nicht immer gang und gäbe ist. Nicht nur, dass der Rapper für „Blutzbrüdaz“ in teils grausige Klamotten schlüpfen muss, Sido scheint es zudem nichts auszumachen, dass einer seiner größten Hits, der einst die Karriere mit ins Rollen brachte, gehörig durch den Kakao gezogen wird. Otis' Partner und späterer Konkurrent Eddy gibt in „Blutzbrüdaz“ eine neue Version des Songs zum Besten: aus „Mein Block“ wird „Mein Hochhaus“.

Regisseur Özgür Yildirim schließlich vermag nach „Chiko“ - seinem im Hamburger Drogenmilieu spielendem Debüt mit Moritz Bleibtreu - auch mit „Blutzbrüdaz“ zu überzeugen. Zwar ist „Chiko“ packender, sein Musik-Film dafür selbstironischer und verspielter. Für „Chiko“ gab es zwei Deutsche Filmpreise, „Blutzbrüdaz“ wird es da wohl etwas schwerer haben. Dafür dürfte Sido das Publikum zum Lachen bringen und auch an den Kinokassen für mehr Resonanz sorgen.

„Blutzbrüdaz“ ist eine glaubwürdige Hommage an den Deutsch-Rap der Nullerjahre. Yildirim aber hat seinen Hip-Hop-Film derart breit angelegt, dass auch ein dem Rap völlig fremdes Publikum gefallen an der leichthändig inszenierten Komödie wird finden können. Selbst eine kleine Liebesgeschichte ist Teil des Plots. Auch in dieser Hinsicht, als Liebhaber, macht Rapper Sido eine ganz ordentliche Figur.

Zu einem Hip-Hop-Film gehört auch ein kongenialer Sound - Sido selbst und Filmpartner B-Tight waren dafür verantwortlich. Und auch ein DJ Desue ist kein ganz Unbekannter in der deutschen Rap-Szene. Ganz am Ende schließlich, im Abspann, rappt Sido über ein Sample der legendären Rio-Reiser-Band Ton Steine Scherben: Rio Reiser und Sido, im Song „Geboren um frei zu sein“ (vom Album „Blutzbrüdaz - Die Mukke zum Film“) funktioniert das erstaunlich gut.

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