Internationale Filmfestspiele Berlinale-Endspurt: Filme mit Humor sind Bären-Favoriten

Berlin (dpa) - Er ist Berlinale-Stammgast. Doch bislang hatte der finnische Kultregisseur Aki Kaurismäki noch nie eine Chance auf den Goldenen Bären. Denn seine Filme wie „I Hired A Contract Killer“, „Ariel“ oder „Leningrad Cowboys Go America“ liefen bislang nicht im Wettbewerb, sondern immer nur in Nebenreihen.

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Mit seiner tragikomischen, melancholischen Flüchtlingsgeschichte „Die andere Seite der Hoffnung“ kann sich Kaurismäki nun erstmals Hoffnung auf die Berlinale-Trophäe machen. Sein skurriles und zu Herzen gehendes Werk gehört zu den Favoriten des diesjährigen Wettbewerbs.

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Dort heißt es jetzt: Endspurt! Am Samstagabend gibt die internationale Jury unter Vorsitz des niederländischen Regisseurs Paul Verhoeven („Elle“, „Basic Instinct“) die Gewinner des Goldenen und der Silbernen Bären bekannt. In der Gunst der Kritiker und Filmfans liegt neben Kaurismäki auch die ungarische Liebesgeschichte „On Body and Soul“ („Teströl és lélekröl“) ganz vorn. Der Film von Ildikó Enyedi („Mein 20. Jahrhundert“) fesselt als emotional reiche, völlig unsentimentale Studie über zwei schüchterne, von Handicaps geplagte Menschen, die scheu aufeinanderzugehen, ganz langsam ihre Gefühle und damit sich selbst entdecken.

Ebenfalls viele Fans hat der schwarzhumorige Thriller „Pokot“ der polnischen Regie-Altmeisterin Agnieszka Holland („Hitlerjunge Salomon“) über eine mysteriöse Mordserie an Jägern. Holland mixt in ihre Krimi-Story raffiniert Themen wie Umwelt- und Tierschutz sowie die Benachteiligung von Frauen in unserer Gesellschaft. Alle drei Favoriten-Filme haben eins gemeinsam: Sie erzählen ernste Geschichten mit viel Gespür für Humor und Zwischentöne.

Die drei deutschen Filme im Bären-Rennen stießen auf sehr unterschiedliche Reaktionen. Volker Schlöndorffs prominent besetzter Liebesfilm „Rückkehr nach Montauk“ schnitt dabei am besten ab. Viele Zuschauer wurden von der mit Nina Hoss und Stellan Skarsgard verfilmten Geschichte um eine verlorene Liebe angerührt. Der Film ist eine Hommage an Max Frischs Erzählung „Montauk“.

Auch Andres Veiels Dokumentarfilm „Beuys“ über den Bildhauer Joseph Beuys als bis heute aktuellen politischen Denker fand ein aufmerksames und interessiertes Publikum. Schwerer hatte es da Thomas Arslan mit seinem spröden, sperrigen Vater-Sohn-Drama „Helle Nächte“.

Leichter als auf den besten Film kann sich die Jury möglicherweise auf die mit dem Silbernen Bären geehrte beste darstellerische Leistung einigen. Die Hauptdarstellerinnen der Filme „On Body and Soul“ und „Pokot“, Alexandra Borbély und Agnieszka Mandat, hätten den Schauspieler-Bären in jedem Fall verdient. Chancen hat aber auch Véro Tshanda Beya Mputo aus dem im Kongo spielenden Drama „Félicité“ von Alain Gomis.

Vielleicht zeichnet die Jury aber auch - wie bereits geschehen - ein ganzes Schauspieler-Ensemble mit dem Preis aus. Da wären die Darsteller von Kaurismäkis „Die andere Seite der Hoffnung“ eine ebenso gute Wahl wie die Schauspieler aus Sally Potters Komödie „The Party“ - darunter Kristin Scott Thomas, Patricia Clarkson und Timothy Spall.

Die Premiere eines mit Spannung erwarteten deutschen Filmes stand noch für Donnerstagabend auf dem Programm: Die Verfilmung von Eugen Ruges preisgekröntem Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“. Regisseur Matti Geschonneck versammelte für das Gesellschaftsdrama vor dem Hintergrund der untergehenden DDR Stars wie Bruno Ganz, Sylvester Groth, Hildegard Schmahl und Alexander Fehling vor der Kamera.

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