Auch in China gibt’s Untote

Ausgerechnet die banalste aller Kino-Serien, „Die Mumie“, spart nicht mit Kritik in Richtung Peking. Ansonsten ist der dritte Teil sträflich lieblos geworden.

Seit der Action-Film zum Kulturgut erhoben wurde, ergehen sich Rezensenten gerne darin, den Gewalt durchtränkten Storys einen politkritischen Subtext anzudichten. Jeder Hollywoodheld, der neoreaktionär seine Waffe schwenkt, ist mittlerweile ein Bush vergrätztes Globalisierungsopfer, ums Familienwohl bangend, weil von 9/11 schwer traumatisiert.

Liest sich gut, ist aber Mumpitz. Was am Ende zählt, ist der Kassensturz, nicht die intellektuelle Auseinandersetzung mit tatsächlichen Befindlichkeiten.

Umso weniger hätte man von der banalsten aller Leinwand-Reihen, der ocker dahinrumpelnden "Mumie", so etwas wie einen übergeordneten Kontext erwartet. Wenige Tage vor den Olympischen Spielen kann man aber eine Hexe, die die verbuddelten Opfer der kaiserlichen Frühzeit-Tyrannei in China mit den Worten "Kämpft gegen Eure Unterdrücker" ins Leben zurückruft, bei aller Popcornlastigkeit nur als Kommentar zum Regime in Peking werten. Subtil ist das nicht. Aber schon immer musste Pop plakativ werden, um eine Botschaft transportieren zu können.

Allein die Idee, das schlagkräftige Ärchäologenpärchen O’Connell (Brendan Fraser und statt Rachel Weisz diesmal Maria Bello) die Terrakotta-Armee unfreiwillig zum Leben zu erwecken, ist die bewusste Abkehr von den kulturkreisgebundenen Motiven einer zugkräftigen Serie, die in Deutschland sogar erfolgreicher ist als "Indiana Jones".

Raus also aus der staubtrockenen Wüste Ägyptens und rein in die geografische Unwegsamkeit Chinas, die Weite des Hinterlands und die schneebedeckten 8000er-Gipfel.

Alex (Luke Ford), der ebenfalls buddelnde Sohn der O’Connells, hat das sagenumwobene Grabmal des ersten chinesischen Kaisers entdeckt. Seine Eltern, die sich eigentlich aufs pittoreske Altenteil in eine Rosamunde-Pilcher-Lethargie zurückgezogen haben, werden für einen letzten Auftrag angeheuert.

Sie sollen einen wertvollen Diamanten nach Shanghai bringen. Doch die Mission ist ein Hinterhalt. Nationalistische Vergangenheitskrämer planen, mit dem Geschmeide den blutdurstigen Drachenkaiser (Jet Li) auferstehen zu lassen.

Die Lösung liegt, und auch hier versteigt sich "Das Grabmal des Drachkaisers" zu eindeutigem Sendungsbewusstsein, in Shangri-La, einem legendären Ort im Himalaya, genauer: in Tibet, der ewiges Leben verspricht. Die Hüterin der Quelle (Michelle Yeoh) hat den Tyrannen einst in Terrakotta verwandelt. Jetzt muss sie verhindern, dass der Wiedergänger daraus trinkt.

Statt des politischen Bezugs hätte Regisseur Rob Cohen sich lieber auf die Stärken der Reihe, die stilechte Inszenierung des traditionsreichen Haudegen-Hollywoods, verlassen. Was übrig bleibt, sind allerdings nur lieblose Sprüche und ermüdende Action. Mögen die Untoten endgültig in Frieden ruhen!

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