„Anne liebt Philipp“: Im Chaos der ersten Liebe

Berlin (dpa) - Es geschieht ganz unerwartet - plötzlich sind Jungs interessanter als alles andere auf der Welt. Der Mädchenfilm „Anne liebt Philipp“ erzählt fröhlich und spannend, wie viel Verwirrung das erste Herzklopfen stiften kann.

Jugendfilme sind dann am stärksten, wenn sie Kinder genauso ernst nehmen wie Erwachsene. Zumal, wenn sich darin alles um große Gefühle dreht. Einige der schönsten Beispiele dieses Genres kommen aus Skandinavien, etwa Roy Anderssons Frühwerk „Eine schwedische Liebesgeschichte“ oder vor einigen Jahren Torun Lians Sommermärchen „Die Farbe der Milch“. Und jetzt der temperamentvolle Film „Anne liebt Philipp“. Auch die norwegische Regisseurin Anne Sewitsky begegnet ihren jungen Charakteren auf Augenhöhe. Mit viel Witz zeigt sie, wie viel Verwirrung das erste Herzklopfen verursachen kann.

Anne hält nichts von typisch mädchenhaften Rollenspielen. Nie wollte sie eine Prinzessin sein, sondern viel lieber ein Wikinger. Auch wenn sie damit schon mal bei Gleichaltrigen aneckt. Aber eines Tages zieht Philipp in ihre Nachbarschaft - und verdreht der Zehnjährigen augenblicklich den Kopf. Doch auch ihre Klassenkameradin Ellen scheint ein Auge auf den Neuen geworfen zu haben. Schnell entbrennt ein Zickenkrieg, der es in sich hat: mit kleinen und großen Lügen, gehässigen Tagebucheinträgen und gefälschten Liebesbriefen. Als alles aufzufliegen droht, muss Anne um Philipps Vertrauen kämpfen. Und das ist überhaupt nicht leicht.

Die Geschichte des Films „Anne liebt Philipp“ erfindet die Irrungen und Wirrungen der ersten großen Gefühle zwar nicht neu. Aber Anne Sewitsky inszeniert ihren Film so liebevoll und temporeich, dass es einfach Spaß macht, den Charakteren zuzusehen. Zumal ihre jungen Darsteller ganz natürlich und glaubhaft spielen.

Ein witziger Kniff: Die geheimen Gedanken der Hauptfigur Anne macht der Film in farbintensiven Bildern sichtbar. So können die Zuschauer noch ihre verrücktesten Ideen miterleben. In Annes Fantasien tauchen zum Beispiel ihre Schulkameraden als Gäste einer Fernseh-Talkshow auf oder werden zu Erwachsenen, wenn sich Anne in verzweifelten Zukunftsvisionen vorstellt, dass Philipp mit ihrer Rivalin zusammenleben könnte.

Eine besondere Spannung erhält der Film durch die Spukgeschichten, die sich um ein Geisterhaus in Annes Nachbarschaft ranken - und in das ausgerechnet ihr neuer Schwarm Philipp mit seiner Familie einzieht. In gruseligen Szenen malt sich Anne die schreckliche Vergangenheit der früheren Hausbewohnerin Helga aus, die in die Wand eingemauert worden sein soll. Da fließt schon mal das Blut aus der Tapete.

Der Film „Anne liebt Philipp“ wirft einen erfrischenden Blick auf die Mädchenwelt, wie Kinder auf dem Weg zum Erwachsensein sie sehen. Ein kurzweiliges Vergnügen für frühreife Frechdachse.

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