Schauspiel : „Figaros Hochzeit" als Comic-Klamauk
DÜSSELDORF Beaumarchais' Theaterstück als grelles Open Air Spektakel in Düsseldorf.
Ins Schwitzen gerät ein Big Boss eines großen Kommunikations-Konzerns mit seiner Gemahlin. Und mit einer - manchmal auch mehreren - ‚Geliebten‘. Strickmuster und Plot sind seit fast 250 Jahren bekannt. Daneben ein Typ namens Figaro: Er ist abhängig von seinem adligen Big Boss, will die Karriere-Leiter emporklimmen und sich – Figaro hier, Figaro da - mit Susanna vermählen. Morgen soll Hochzeit sein. Sollte. Klar, dass bis zu „Figaros Hochzeit“ noch einiges dazwischen kommt. In der gleichnamigen Komödie von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais stiftet Big Boss, vor lauter Verliebtsein, ein mächtiges Tohuwabohu an.
Wer mit wem? Das ist nach drei Stunden, inklusive Pause, auf der Tribüne vor der Kulisse des Düsseldorfer Schauspielhauses nicht ganz klar. Pardon: es ist egal. Wenn auch nach der Premiere begeistert applaudiert wurde. Als Open Air Spektakel und ultraleichtes Sommer-Theater auf dem Gustaf-Gründgens-Platz – so ist sie gedacht, die Inszenierung des eigentlich hintergründigen Lustspiels aus der Zeit kurz vor der Französischen Revolution.
Doch was macht Regisseur Andreas Kriegenburg daraus? Einen verwegenen Mix aus vordergründigem, kunterbuntem Klamauk, greller Comic-Comedy und Albernheiten. Künstlich in die Länge gezogen. Wie im Original, das meist nur in Mozarts gleichnamiger Oper zu ertragen ist. Nicht umsonst ist das Opus von Sprechtheater-Spielplänen so gut wie verschwunden. Da fehlt halt Mozart. Ähnlich wie hier. Das Beste des Abends sind Darsteller, die sich körperlich verausgaben, als überspitzte Karikaturen und Comicfiguren auftrumpfen und im besten Sinne die Sau rauslassen. Florian Lange als Graf und Florian Claudius Steffen als Figaro spielen sich die Bälle zu. Atemlos, nicht nur durch die Nacht. Völlig überdreht und exaltiert Cathleen Baumann als überspannte Gräfin und Pauline Kästner als hyperventilierte Susanna im Dauer-Stress. In manchen Passagen mutieren die Mimen zu Knallchargen, die nach kurzer Zeit durch permanente Überzeichnung langweilen. So gelungen auch die Travestie des muskelbepackten Valentin Stückl (Cherubin) in eine Drag Queen in knappem Abendkleid sein mag, die Regie setzt zu stark auf Karneval.