ANZEIGE Kunst Farbenfroher Kreuzweg auf heiligem Grund

Dick Evers ist Künstler, Kulturunternehmer und Action-Maler. Seit Herbst 2019 malt er mit zwei Künstlerkollegen an einem Kreuzweg. Das Atelier ist die Kapelle St. Gregor im Klosterdorf Steyl.

Farbenfroher Kreuzweg auf heiligem Grund
Foto: Dick Evers

Dick Evers ist Künstler, Kulturunternehmer und Action-Maler. Bereits während der Kunstakademie (Akademie Industriedesign Eindhoven, Akademie Kunst & Industrie Enschede) entwickelte er seinen eigenen Stil. Dick Evers mag ein starkes Design. Er weiß, wie er mit verschiedenen Materialien die beste Wirkung erzielen kann. Er war 32 Jahre lang Lehrer an der Akademie der bildenden Künste in Maastricht. Seine Kunst ist dynamisch, farbenfroh und großzügig. Seit 2019 arbeitet er zusammen mit Michelle van Asperen und Jacques Spee an seinem eigenen Kreuzweg in der Klosterkapelle St. Gregor in Steyl (Provinz Nord-Limburg). Die endgültige Fassung wird aus 15 Gemälden von 1,5 mal 1,5 Metern mit einer Reihe von Variationen bestehen. Die Kapelle ist nach Anmeldung für Besucher geöffnet, die die Entwicklungen verfolgen möchten. Die WZ sprach mit Dick Evers über dieses besondere Projekt.

Herr Evers, wie kam es, dass Sie einen Kreuzweg gestalten?

Dick Evers: Das Ganze hat eine etwas längere Vorgeschichte. Ich habe damals als Architekt gearbeitet, mit einem eigenen Architekturbüro und vielen Angestellten. Ich war oft unterwegs, nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Deutschland und den Beneluxländern. Irgendwann habe ich mich gefragt: Willst Du das? Die Antwort war „Nein“. Ich habe dann wieder mit der Kunst angefangen und 2002 begonnen, mein Architekturbüro aufzulösen. Ich habe meinen Angestellten angeboten, sich neue Anstellungen zu suchen oder sich selbstständig zu machen und die Kunden mitzunehmen. Ich musste letztlich niemanden entlassen und 2008 habe ich das Büro abgewickelt. Ich bin dann für eine Woche ins Kloster Chevetogne in Belgien gegangen, um zur Ruhe zu kommen. Später ging ich auch noch eine Woche in der Abtei Sint Benedictusberg te Vaals. Ich bin übrigens bis heute jedes Jahr eine Woche in beiden Klöstern zu Gast. Dort führe ich viele Gespräche mit den Brüdern und bin oft in den Klosterbibliotheken. Über jeden Künstler der Welt gibt es dort mindestens 20 Bücher. Dort habe ich auch damit begonnen, Kreuzwege und ihre verschiedenen Ausführungen zu studieren.

Was macht dieses Projekt so besonders für Sie?

Evers: Ich erfülle mir damit einen besonderen Wunsch. Vor drei bis vier Jahren ist die Idee entstanden. Ich bin Künstler mit einer eigenen Galerie, der größten in Venlo (350 Quadratmeter). Aber ich wollte noch etwas machen, was auf der Erde bleibt. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon viele Kreuzwege studiert und entdeckt, dass alle entgegen der Quellenlage kleine Fehler hatten. So gestalten 70 Prozent aller Künstler Jesus Christus mit Dornenkrone. Den meisten Quellen zufolge war ihm diese jedoch nach dem Scheinprozess wieder abgenommen worden. Ebenso schaut Christus bei den meisten Kreuzwegdarstellungen sehr glücklich. Das Leiden und der Schmerz in seinem Gesicht fehlen. Ich wollte diesen Kreuzweg historisch so real wie möglich gestalten, ohne dabei den katholischen Glauben außer Acht zu lassen.

Warum arbeiten Sie in einer Kapelle?

Evers: Ich wollte den Kreuzweg auf heiligem Grund malen. Anfang 2019 war ich in Steyl. Übrigens ein Kloster, das von dem Deutschen Arnold Janssen gestiftet wurde. Dort habe ich mit den Leuten Kontakt gesucht und habe nun seit November 2019 mein Atelier für dieses Projekt in der Kapelle Sint Gregor im Klosterdorf in Venlo-Steyl.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Ihren Künstlerkollegen?

Evers: Michelle van Asperen ist eine ehemalige Studentin von mir, sie wohnte und arbeitete in den USA. Ich weiß gar nicht mehr genau wie, aber sie hat angefangen mitzumachen. Jacques Spee ist ein alter Freund und Kollege, der genau wie ich eine Professur an der Kunsthochschule in Maastricht hatte. Wir suchten jemanden, der uns bei diesem Projekt begleitet und die anatomische Studien übernimmt. Über Jacques wollte ich dafür jemanden finden. Ich hätte nicht gewagt ihn zu fragen, ob er das selbst macht. Aber er wollte es tatsächlich, was uns sehr gefreut hat.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?

Evers: Jacques hat die anatomischen Zeichnungen gemacht. Er gestaltet zudem den Jesus auf allen Bildern. Michelle und ich machen alle anderen Personen. Die Bilder sind sehr farbenfroh im Pop-Art-Stil, aber wir respektieren die traditionellen Theorien. So sind klassischerweise 14 Stationen für einen Kreuzweg vorgegeben, die wir aber etwas freier interpretieren. Unser Jesus trägt kein Kreuz, sondern nur den Querbalken. Auch das beruht auf meiner Recherche: Holz war teuer, das hat man für Verbrechern nicht in großem Maß verwenden wollen. Auf Golgatha standen die Pfähle, Jesus trägt deshalb nur den Querbalken. Mönche haben uns viele dieser Theorien bestätigt. Einer unserer Berater war Professor Matthieu Wagemaker, den ich aus der Abtei Sint Benedictusberg kenne. Wir haben für unsere Arbeiten Studien mit mehr als 100 verschiedenen Farben gemacht. Der Querbalken ist letztlich neongelb geworden und sieht aus, als ob er strahlt, als ob er Strahlung abgibt. Die Farben sind das Werk von Michelle – sie hat für den Hintergrund 30 weitere Farbstudien gemacht, bis wir eine Kombination hatten, die uns zufriedenstellte. Ich selbst kann nicht auf weißer Leinwand arbeiten, deshalb haben wir alle vorher in der Farbe Magenta grundiert. Alle Leinwände standen beim Grundieren nebeneinander, sodass die aufgesprühten Hintergrund fließend ineinander übergehen. Grundsätzlich haben wir alle Fragestellungen diskutiert. So haben wir mit Jacques über das Gewand von Jesus gesprochen. Ursprünglich wollten wir es beige machen, wie altes Leinen, letztlich ist es aber dann doch grau geworden.

Jeder Künstler hat seinen eigenen Stil – müssen Sie drei Ihre Stile aneinander anpassen?

Evers: Jein. Jacques bringt vor allem ein wahnsinnig detailgetreues technisches Können mit. Er musste sich umgewöhnen, etwas roher zu malen, nicht jede Stofffalte im Detail darzustellen. Ich selbst mal seit 45 Jahren in den verschiedensten Stilen von französisch (Yves Klein) über Pop-Art bis zum abstrakten Action-Painting. Und Michelle hat sich insgesamt auf uns und das Projekt eingelassen.

Wie ist die Reaktion von Besuchern, die während der Arbeiten hereinkommen?

Evers: Im Januar hatten wir noch einen Tag der offenen Tür, das kam gut an. Danach war das wegen Corona erst einmal nicht mehr möglich. Im August haben wir es noch einmal versucht, weil das Atelier in der Kapelle zwei Eingänge hat, von denen wir einen zum Ausgang umfunktionieren konnten. Allerdings sind die Leute dann hin- und hergelaufen, deshalb haben wir auch das nur einmal gemacht. Inzwischen ist es so, dass wir Besucher nur noch auf Anmeldung hereinlassen. Dabei können wir sicherstellen, dass wirklich diejenigen Leute eine Besuchsmöglichkeit bekommen, die am Projekt interessiert sind. Die Reaktionen sind durchweg positiv. Viele Leute kennen meine Geschichte als Künstler und haben mit einer provokativen Ausführung gerechnet. Mit einer Anklage gegen die Welt. Aber meine Intention war ja ein Kreuzweg nach katholischen „Regeln“. Ein deutscher Besucher wollte gleich alle Bilder kaufen. Aber auch aus Kirchen haben wir viele Anfragen für Ausstellungen, ebenso für Prozessionen. Für Ausstellungen in offenen Kirchen sowie für Prozessionen machen wir eine Sonderserie von kleineren Bildern in der Größe 90 mal 90 Zentimetern, die genau wie die große Serie ist. Die Originale wollen wir ungern in dauerhaft geöffneten Kirchen ausstellen, weil immer die Gefahr von Vandalismus gegeben ist. Und für Prozessionen sind die Originalgemälde einfach zu groß.

Was wird mit dem Kreuzweg passieren, wenn er fertig ist?

Evers: Anfang April wird es eine Preview der Bilder in St.Gerlach in Valkenburg bei Maastricht geben, zu der man nur mit Einladung kommt. Eine Woche später sind die Bilder dann für drei Monate in Limburgs Schutterij Museum in Steyl zu sehen, sodass sich die Menschen, die hier in der Umgebung leben, anschauen können, was im Kloster entstanden ist. Danach werden die Bilder wohl nach Utrecht und Amsterdam in Museen gehen. Im weitere Verlauf planen wir Ausstellungen in Deutschland und versuchen nun Kontakte zu knüpfen. Erst, wenn die Phase der Ausstellungen für den Kreuzweg vorbei ist, wird sich zeigen, wo die Bilder schlussendlich ihren endgültigen Platz finden.

Herr Evers, wir danken für das Gespräch.

Weitere Informationen zu Projekt unter

Die WZ ist weder für den Inhalt der Anzeigen noch für ggf. angebotene Produkte verantwortlich.