Ein malender Mathematiker stellt in Wuppertal aus

Sven Drühls glänzendes Werk mit Silikon und Lack ist in Wuppertal zu sehen.

Wuppertal. Die Gemälde von Sven Drühl (45) triefen nicht von Farbe, sie sind cool. Der Künstler gibt sich gern als Forscher. Er spielt souverän mit dem Aha-Erlebnis klassischer, romantischer oder expressionistischer Landschaften von Caspar David Friedrich oder Ernst Ludwig Kirchner. Neuerdings kommt die moderne Architektur hinzu.

In beiden Motiven ist Drühl ein Meister des Zitats, wie die klar durchdachte, perfekt vom Künstler gehängte Schau in der Von der Heydt-Kunsthalle in Wuppertal-Barmen beweist. Er hat Witz, wenn er zitiert. Es ist intelligent, wie er trotzdem seine eigene Handschrift einbringt. Er kopiert nicht wie ein gläubiger Nachfolger, sondern persifliert die Vorbilder in seinen glänzend-poppigen Oberflächen aus Lackfarbe und rahmt sie mit Silikonbändern, damit der Lack nicht verläuft.

Jahrelang galt der Künstler, der nicht Malerei, sondern Mathematik und Kunstpädagogik in Essen studiert hat, als Silikonmaler. Er liebt noch heute die Linien aus Fugendichter und zeigt auch jetzt in Wuppertal gute Beispiele davon. Neu hinzugekommen sind Architekturbilder nur in Öl und Lack. Dazu brauche er harte Kanten, sagt er, die ihm die Silikonmasse nicht liefern kann.

Seine neuen Motive holt er sich aus Fotobüchern, etwa von Julius Shulman über die amerikanischen Bauten in der Kennedy-Ära oder von Luis Brea, der sich auf die aktuelle Moderne bezieht. Man sieht auf Drühls Gemälden die arabische Botschaft in Berlin wie ein abstraktes, aber gekrümmtes Raster oder die Pinakothek der Moderne in München als Deckenkonstruktion.

Er reduziert das Motiv auf ein Gerüst und einen Ausschnitt. So endet ein Parkhaus wie eine Rakete im Himmel. Kunst ist für Drühl ein Dialog klarer Strukturen mit minimalen Wölkchen, ein Kontrast von Struktur und Schlieren.

Die Bilder sind formvollendet. Er deckt die Kante eines Gebäudes auf der Leinwand ab, damit die Konturen klar und hart sind. Dann schubst er die matschige Lackfarbe an, steuert mit der stumpferen Ölfarbe dagegen, steht auf der Leiter im Atelier und beäugt seine Leinwände unten auf dem Boden mit kritischem Blick. Er rührt auch Malbutter in die Ölfarbe, so dass die Oberflächen Volumen bekommen. In Wuppertal spiegelt sich in dieser Farbmasse ein Neonobjekt mit der Silhouette eines Hodler-Bildes.

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