David Grossman hofft auf einen Neuanfang für Israel

Der Autor spricht in seiner Rede von Freiheit.

Frankfurt. Der israelische Schriftsteller David Grossman erhofft sich für sein Heimatland einen Neubeginn. "Ich wünsche mir, dass mein Land Israel die Kraft finden wird, seine Geschichte noch einmal neu zu schreiben", sagte der 56-Jährige am Sonntag in Frankfurt bei der Entgegennahme des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Grossman warb in seiner Dankesrede erneut für eine Zweistaatenlösung im Nahen Osten.

"Beide Seiten, Israel und die Palästinenser, haben Recht auf ein Leben in Frieden, ohne Besatzung, ohne Terror und Hass. Beide Seiten haben ein Recht, als einzelne und als selbstständige Völker in ihrem souveränen Staat in Würde zu leben", sagte Grossman. Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ist mit 25 000 Euro dotiert. Er wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche vergeben. An dem Festakt nahm auch Bundespräsident Christian Wulff teil.

"Es ist Israel nicht gelungen, den jüdischen Menschen von seiner bitteren Grunderfahrung zu heilen: dem Gefühl, auf der Welt heimatlos zu sein", betonte Grossman. Sein sehnlichster Wunsch sei Frieden für sein Land, sagte der Autor, dessen Sohn Uri 2006 im Krieg von einer Rakete der Hisbollah getötet wurde. Bis es jedoch soweit sei, wünsche er sich die Kraft zu haben, sich weiterhin "all dem Entsetzlichen" auszusetzen.

Den Palästinensern wünschte Grossman "von ganzem Herzen", dass sie nach Generationen in Besatzung "schon bald ein Leben der Freiheit und der Souveränität kennenlernen werden". Grossman hat in seinem im vergangenen Jahr auf Deutsch erschienenen Roman "Eine Frau flieht vor einer Nachricht" den Tod seines Sohnes thematisiert.

In seiner Laudatio würdigte der ehemalige Stasi-Beauftragte Joachim Gauck Grossman als Vorbild für jedermann. Sein Beispiel lehre: "Menschen sind nicht dazu verurteilt, Opfer ihrer Umstände zu sein. Menschen haben eine Wahl." Grossman erhalte den Friedenspreis "dafür, dass er sich unverdrossen weigert, Teil einer Vergeltungsmechanik zu sein". Am Ende seiner Laudatio rief er dem Preisträger zu: "Du stehst vor deinem Goliath, dem alltäglichen Hass - nicht einmal mit einer Steinschleuder. Aber du bist David."

Der Vorsteher des Börsenvereins, Gottfried Honnefelder, dankte Grossman für sein Werk, "das von Hoffnung spricht, weil es sich weigert, dem Krieg in seinem Land, dem Krieg in aller Welt und dem Krieg in uns das letzte Wort zu überlassen".

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