Kunst Bundeskunsthalle zeigt biedere Schau - mit Ausnahmen

Die Ausstellung „Deutschland ist keine Insel“ in Bonn präsentiert Ankäufe des Bundes aus den Jahren 2012 bis 2016.

„Affentanz“ nennt Asta Gröting ihre Arbeit aus schwarzen Lederjacken in der Ausstellung „Deutschland ist keine Insel“ in der Bundeskunsthalle Bonn.

„Affentanz“ nennt Asta Gröting ihre Arbeit aus schwarzen Lederjacken in der Ausstellung „Deutschland ist keine Insel“ in der Bundeskunsthalle Bonn.

Foto: Henning Kaiser

Bonn. Seit 1970 füttert der Staat mit Steuergeldern die Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland. 1750 Werke sind seitdem angeschafft worden. Leider hat sich jedoch die Zielsetzung der Ankäufe geändert. Stand in den Anfangen die kulturelle Selbstdarstellung der noch relativ jungen Bundesrepublik im Vordergrund, so wurde unter Staatsministerin Monika Grütters die Zielsetzung geändert. Es geht, so schreibt Grütters im Vorwort zur Ausstellung in der Bundeskunsthalle, um die Förderung jüngerer Künstler. Grütters spricht vom „Kaleidoskop“ und vom „Pluralismus der Kulturen“. Kein Wort zur Qualität der Werke.

1,7 Millionen Euro wurden 2012 bis 2016 dafür ausgegeben. Die Ausstellung läuft unter dem Titel „Deutschland ist keine Insel“. Das war es nie, wird es auch nie sein. Aber das Land ist offen für jeden Künstler, der sich in der Regel in Berlin niederlässt, sofern er aus der Fremde kommt.

Bemerkenswert ist die These des Bonner Museumschefs Stephan Berg, die Sammlung des Bundes sei keine Museumssammlung. Warum eigentlich nicht? Warum ist Asta Grötings „Affentanz“ aus schwarzen Lederjacken eine qualitätvolle Ausnahme? Ihr Arrangement aus schwarzen Lederjacken ist voller Humor. Es ist besser und kraftvoller als vieles in dieser biederen Schau, die von Blumenkindern stammen könnte.

Allzu oft steht ein allzu feines Geflecht im Vordergrund, bei Nina Canell, Paul Czerlitzki oder Toulu Hassani. Selbst bei Anne Imhof, der Gewinnerin des Goldenen Löwen auf der letzten Biennale von Venedig, geht es den Kuratoren um die „Kratzer auf der Bildfläche“. Olaf Holzapfel ist sich nicht zu schade, den nordargentinischen Indios seine Zeichnungen vorzulegen, die daraus netzartige Textilbilder schaffen.

Entschuldigend für das Niveau ist offensichtlich auch die Tatsache, dass nicht alles habhaft gewesen zu sein, wie Stephan Berg erklärt. So haben Shannon Bool, Monika Baer und Franz Ackermann wichtigere Werke als die aktuellen Ankäufe geschaffen. Selbst von Thomas Scheibitz gibt es nur eine Druckgrafik.

Zu den Ausnahmen gehört der junge Jonas Maas,. Er benutzt in seiner sehr hohen Collage Stahl, Holz, Dibond, UV-Druck, Kreide, Acryl und Tusche und fügt die Elemente mit Magneten zusammen. Er beweist, wie man eine neue Art der Abstraktion schafft, die nichts abstrahiert, sondern frei mit den Elementen schaltet und waltet.

Vielleicht die pfiffigste Arbeit stammt vom Nigerianer und Wahlberliner Emeka Ogboh, der die Besucher mit der endlos laufenden Nationalhymne empfängt, die jedoch nicht zu verstehen ist, denn sie wird von zehn unterschiedlichen afrikanischen Sprachen gesungen, darunter von Bewohnern einer Koralleninsel.

Auskunft über den Zustand unserer deutschen Gegenwart sei gefragt, erklärt Matthias Mühlig aus dem Lenbachhaus. Immerhin hält sich Claudia Wieser mit ihren bemalten und glasierten Keramikfliesen zumindest im Titel ihrer Arbeit daran. „Teppich des Lebens“ heißt ihr farbenfrohes Werk.

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