Wagner-Festspiele: Donnerhall am Grünen Hügel

Hinter den Kulissen der Festspiele gärt es: Es geht um Geld und Einfluss — und die Frage, wer künftig in Bayreuth das Sagen hat.

Bayreuth. Die Herbststürme fegen über den Grünen Hügel von Bayreuth. Die Festspielsaison mit dem vieldiskutierten „Ring“ von Frank Castorf ist längst vorbei, auch das Jubiläumsjahr, in dem landauf, landab der 200. Geburtstag des Festivalgründers Richard Wagner gefeiert wurde, neigt sich dem Ende zu. Alles ruhig rund um Wagner? Mitnichten!

Unter den Gesellschaftern der Festspiel-GmbH gibt es Zwist. Die Stadt will eine neue Satzung für die GmbH nicht akzeptieren: Sie würde an Einfluss verlieren im Vergleich zu den Mitgesellschaftern Land, Bund und Gesellschaft der Freunde von Bayreuth. Der Stadtrat fordert Nachverhandlungen. Außerdem will Medienberichten zufolge künftig eben jene GmbH über die Festivalleitung entscheiden — bislang lag diese Entscheidung bei der Richard-Wagner-Stiftung, die sich vor fünf Jahren für Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier entschieden hatte.

Die Stiftung ist offiziell Eigentümerin des Festspielhauses. Für die weltberühmte Immobilie soll es künftig wieder einen Mietvertrag geben. Der 1990 geschlossene Vertrag war noch mit Wolfgang Wagner vereinbart worden und endete, als der langjährige Festspielchef seinen Posten aufgab, um den Weg für seine Töchter Katharina und Eva freizumachen. Trotzdem galt der Vertrag weiter. Mieter ist die Festspiel-GmbH und wird es auch bleiben.

Hinter den Kulissen sind die Bayreuther Festspiele ein kompliziertes Konstrukt. An der Stiftung beteiligt sind der Bund, der Freistaat, die Stadt Bayreuth, die Mäzene von der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, die bayerische Landesstiftung, die Oberfrankenstiftung, die Regierung von Oberfranken — und die Familie Wagner, deren Stämme sich nicht wirklich grün sind.

Der Wieland-Stamm, also die Nachkommen von Wolfgang-Bruder Wieland, fürchtet, die Stiftung solle entmachtet werden, wie ihr Vertreter im Stiftungsrat, Chris Thomale, kürzlich mutmaßte. Mittlerweile hätte die GmbH auch Tochtergesellschaften, die Gemengelage werde immer unübersichtlicher, kritisierte Thomale. „Und die Stiftung wird schleichend ausgehöhlt, entkernt, entmachtet.“

Die GmbH hatte einst Wolfgang Wagner in den 1980er Jahren gegründet, um seine Machtposition am Grünen Hügel zu festigen. Die Gesellschaft ist Ausrichterin der Festspiele. Von den Gremien dringt wenig nach außen. Nur so viel ist klar: Es ist vieles im Fluss in Bayreuth.

Im Herbst sollte es eigentlich Gespräche über die künftige Festivalleitung geben, da die Verträge der Wagner-Schwestern in zwei Jahren enden. Doch in Berlin gibt es noch keine neue Bundesregierung und noch keinen Nachfolger von Bernd Neumann (CDU) als Kulturstaatsminister. Wie wird sich der Bund künftig beim Thema Bayreuth positionieren? Dabei ist in Zukunft viel zu tun in Bayreuth — konkret am Festspielhaus (siehe Info-Kasten).

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