Udo Dirkschneider - Das Metal Heart schlägt

Udo Dirkschneider ist seit mehr als einem Jahr mit den Hits seiner alten Band Accept unterwegs. Dabei erlebt der Sänger im Rentenalter seinen 3. Frühling.

Udo Dorkschneider auf dem Wacken Open Air im Jahr 2015. Archivbild.

Udo Dorkschneider auf dem Wacken Open Air im Jahr 2015. Archivbild.

Foto: Axel Heimken

Wuppertal. In der Regel machen die Sänger Rockbands unverwechselbar. Das ist so bei Deep Purple, die ohne Ian Gillan eben nicht Deep Purple waren. Die Rolling Stones sind ohne Mick Jagger am Mikrofon unvorstellbar. Und ein bisschen so ist es auch mit Accept und dessen Sänger Udo Dirkschneider. Die Heavy-Metal-Band aus Solingen mit dem Frontmann aus Wuppertal hat in den frühen 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Szene gerockt. Fans in aller Welt, vor allem in Asien, weckten dann allerdings Begehrlichkeiten. Noch mehr Erfolg sollte her. Und so musste Dirkschneider mit seiner kehligen Reibeisenstimme die von ihm mitgegründete Formation verlassen. Schmusiger sollte es werden, nach Vorbild der noch angesagteren Scorpions aus Hannover. Aber es wurde nichts.

Heute, drei Jahrzehnte danach, ist Udo Dirkschneider noch einmal mit Accept-Songs unterwegs- „Wir haben 15, 20 Shows geplant“, sagt Dirkschneider. Am Ende werden es wohl 230 gewesen sein, auf beinahe allen Kontinenten der Erde. Über Russland und die Ukraine ging es nach Spanien, nun stehen noch Kanada, die USA, Südamerika und Japan auf dem Reiseplan. Der Abschied von den eigenen Wurzeln dauert länger als gedacht, viel länger. „Aber mit Wacken im Sommer nächsten Jahres ist Schluss mit Accept.“

Ganz leicht fällt ihm die Trennung nicht. Dabei sitzt der Stachel noch tief. Die Entlassung im Jahr 1987, weil Dirkschneider der Karriere im Wege zu stehen schien, die erfolgreiche, aber kurze Wiedervereinigung, die ewigen Fragen nach Accept, nach der schönen alten Zeit — manchmal nervt es. Deshalb die Abschiedstour, deshalb der Live-Mitschnitt. Vergangenheitsbewältigung mit einem kleinen Nachtreten.

Denn Songs wie Metal Heart, Princess of the Dawn, Balls to the Wall oder auch I’m a Rebel wirken mit dem kleingewachsenen Sänger aus Wuppertal anders, intensiver, einfach besser, eben original. Der Sänger prägt die Musik einer Band, mehr noch als die Instrumentalisten, seien sie noch so gut. Und Accept waren gut. Heute sind sie das auch wieder, aber anders. „Stefan Kaufmann hat mal gesagt, wer hinter Udo auf der Bühne steht, ist eigentlich egal“, zitiert Dirkschneider seinen frühen Bandkollegen.

Das scheinen die Fans rund um den Globus auch so zu sehen. Dirkschneider bespielt freilich nicht mehr die ganz großen Hallen. Diese Zeiten sind längst vorbei. Aber je länger die Tour mit den Accept-Songs dauert, desto stärker wird sie nachgefragt. „Was nicht passieren wird, ist, dass ich mal vor 30 Leuten stehe“, er. „Ich bin sehr sicher, dass ich weiß, wann ich aufhören muss.“ Daran denkt er im gesegneten Rockeralter von 65 Jahren aber nicht. Die Freude an der Arbeit ist noch da, der Körper spielt mit, und vor allem seine Stimmer hat in den Jahren nicht unter der harten Maloche gelitten. Sie machte und macht Udo Dirkschneider unverwechselbar, sie veredelte die Songs von Accept und nachher die seiner eigenen Band. Die heißt schon der Einfachheit halber U.D.O., damit sofort jeder weiß, was drin ist, wo sein Name draufsteht.

15 Alben sind mittlerweile entstanden. Die Formation ist international. Am Schlagzeug sitzt Dirkschneiders Sohn. Finnen, Russen, Ukrainer komplettieren die Gruppe - Dirkschneider ist herum gekommen in der Welt, er hat viele Menschen, Städte und Länder kennen gelernt. „Die Karriere hat mich weltoffen gemacht“, sagt er. Und sie soll noch lange nicht vorbei sein. Wenn er sich endgültig an Accept abgearbeitet hat, wird er das wechselhafteste Kapitel seines Lebens vermutlich endgültig schließen. „Dann machen wir das 16. U.D.O.-Album, und damit gehen wir wieder auf Tour“, sagt der Sänger.

In Deutschland ist Dirkschneider im Dezember wieder zu sehen. Am 3. spielt er mit seiner Band in der Turbinenhalle in Oberhausen, danach geht es über Hamburg, Hannover, Bremen und Osnabrück nach Berlin, Köln und Stuttgart. The Show will go on, solange das Metal Heart schlägt.

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