Internet und Fake News : Träume, Trolle, Trump: „Peer Gynt“ in Bad Hersfeld
Bad Hersfeld (dpa) - „Peer Gynt“ ist nicht gerade der Inbegriff von leichter Unterhaltung für einen entspannten Sommerabend - doch die Premieren-Gäste zur Eröffnung der Bad Hersfelder Festspiele bekamen es am Freitag mit einer unkonventionellen Inszenierung zu tun.
„Faust des Nordens“ wird das dramatische Gedicht des norwegischen Lyrikers Henrik Ibsen von 1867 auch genannt. Dem Berliner Regisseur Robert Schuster gelang ein modernes, sehenswertes Stück mit adaptiertem Text und lediglich zweieinhalb Stunden Länge.
Die Folgen der Digitalisierung sind eines seiner Themen. Märchenhafte Trolle aus dem Original werden zu zombiehaft wirkenden Trollen aus der Welt des Internets mit einem Stecker im Allerwertesten. Das bunte Treiben ist ganz nach dem Geschmack des neuen Intendanten Joern Hinkel. Sein im Januar wegen einer Missbrauchsaffäre zurückgetretener Vorgänger Dieter Wedel favorisierte andere Stoffe. Etwa wenn es um Macht, Politik und Wirtschaft geht, sagte Hinkel.
In „Peer Gynt“ geht es um einen der größten Träumer der Weltliteratur. Die Hauptfigur, der junge Bauernsohn, versucht mit Lügengeschichten der Realität zu entfliehen. Aus dem Fantasten, getrieben von der Sehnsucht, „jemand sein zu können“, wird ein selbstsüchtiger Genussmensch und Karrierist, der mit allen Mitteln seinen kindlichen Traum von Reichtum und Macht realisiert.