Düster und deprimierend : Theaterfestival Avignon: Die Welt ist aus den Fugen
Avignon (dpa) - Die einen zeigen, wie Menschen zu Monstern werden, die anderen fragen sich, wie man in dieser Welt noch in Würde leben kann. Die Themen, die das Theaterfestival in Avignon zum Auftaktwochenende bot, sind düster, schwer und deprimierend.
Sie handeln von Hass, Macht, Korruption, Gewalt und Terrorismus. Sujets, die jedes Jahr auf dem Festival-Programm stehen. Dieses Jahr werden sie besonders wirkungsstark präsentiert.
Den Ton gab Frankreichs Regie-Star Thomas Jolly mit „Thyeste“ an, einem der grausamsten Werke des römischen Dichters und Philosophen Seneca. Die Tragödie handelt von den Brüdern Atreus und Thyest, die mit allen Mitteln um die Macht kämpfen. Dabei schreckt Atreus auch nicht davor zurück, die Kinder seines Bruders zu töten und sie ihm als Festmahl zu servieren.
Von dem Königsdrama lässt Jolly nur das Gerüst übrig, denn dem 36-Jährigen geht es in dem Drama mit Verrat, Inzest und Kannibalismus um die Psychologie seiner Protagonisten. In einer spektakulären Inszenierung im berühmten Ehrenhof des Papstpalasts mit Chören und Lichteffekten auf der riesigen mittelalterlichen Fassade zeigt er, wie Hass und Rachegelüste aus dem Menschen ein Monster machen.