Theater: Na bitte, die Eltern waren schuld

Das Theater Mönchengladbach zeigt das Grusical „Shockheaded Peter“.

Mönchengladbach. Heinrich Hoffmann kannte Gnade. In seinem Bilderbuch "Der Struwwelpeter" (1844) kommen ein paar der garstigen Kinder mit dem Leben davon. In "Shockheaded Peter", dem Grusical von Julian Crouch und Phelim McDermott, angereichert mit schaurig-schönen Bänkel-Balladen von den "Tiger Lillies", müssen sie alle sterben. Im Theater Mönchengladbach hat Reinhardt Friese die Revue nah am Buchoriginal inszeniert.

"Die mit schwachen Nerven mögen den Saal verlassen", verkündet Adrian Linke zu Beginn. Er führt als abgehalfterter Theaterdirektor durch den Abend, der die Geschichten als Freakshow aneinanderreiht. Linke deklamiert, pflegt große Geste und Pathos. Seine Conférencen geraten ihm aber manchmal zu breit.

Tobias Wessler singt die vielen Songs, und da Komponist Martyn Jacques, der Sänger der "Tiger Lillies", ein Countertenor ist, benutzt er dazu ausschließlich die Kopfstimme. Damit versagt sich Wessler eine farbenreichere Interpretation. Dass er mit geschminktem Totenkopf auch noch Mephisto-Touch verpasst bekommt, ist eine Übertreibung, die bei all den grotesken Übertreibungen überflüssig wirkt.

Sven Seeburg, Imke Trommler, Ronny Tomiska und Jennifer Kornprobst spielen alle Rollen in den zu szenischem Leben erweckten Hoffmann-Reimen. Vor allem Tomiska als Wüterich Friedrich, Daumenlutscher Konrad, Zappelphilipp und Hans Guck-In-Die-luft gefällt, weil er die pantomimische Überdeutlichkeit besonders genussvoll zelebriert.

Ein Trio mit Bass, Schlagzeug sowie Klavier, Akkordeon und Banjo begleitet die Songs live, ein roter Vorhang hebt und senkt sich vor einem schwarzen Guckkasten (Bühne: Günter Hellweg), in dem mit wenigen Requisiten die Szenen kräftig aufleuchten. Die Kostüme (Annette Mahlendorf) zitieren ausgiebig das Bilderbuch, von ihrem Schöpfer Radovan Matijek selbst animierte überlebensgroße Puppen (Hund, Storch, Hase, Fische) ergänzen sozusagen das Ensemble.

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