„Theater des Jahres“ startete in die neue Saison
Berlin (dpa) - Erotische Krisen und eruptive Gewaltausbrüche - mit dieser explosiven Mischung startete das gerade zum „Theater des Jahres“ gekürte Berliner Maxim Gorki Theater in die neue Saison.
In gleich zwei Uraufführungen ging es zum Spielzeitauftakt um das Verhältnis der Deutschen zu ihrem Körper.
„Erotic Crisis“ von Yael Ronen blickt in die Betten von Paaren und Singles und attestiert ganz klar eine Sex-Krise. „Fallen“ von Sebastian Nübling und Ives Thuwis ist eine getanzte Studie über Gewalt - mit 10 Männern und 70 Tonnen Sand.
In „Fallen“ nehmen die Schauspieler die Zuschauer mit auf die Straßen Berlins - wo kaum ein Tag ohne Schlägereien, Überfälle und Messerstechereien vergeht. Die Männer kämpfen bis zur Erschöpfung: Gegen den Sand, der in der Openair-Arena vor dem Theater aufgeschüttet wurde. Gegen einander. Und vor allem gegen sich selbst. Wut, Schmerz, Stolz, Körperkult und Verzweiflung treiben sie an.
Eine Gruppe junger Männer schlägt auf einen am Boden Liegenden ein. So beginnt das Stück, das nach den Gründen für Gewalt im öffentlichen Raum fragt. Kein Text, keine Geschichte, keine Musik - nur ein Klangteppich aus Lautsprechern, der sich mit einzelnen, vom nahen Boulevard Unter den Linden herangewehten Stadtgeräuschen mischt.
Das Keuchen und Stöhnen der Schauspieler gibt den Rhythmus vor. Brutale Rempler und Angriffe wechseln sich in der Choreographie der Körper ab mit Sand-Boxen, Selbst-Bewunderung und fortwährendem Fallen und Wiederaufstehen.