Techtelmechtel im Kugelhagel

Actionkomödie: „Knight and Day“ von James Mangold kann trotz guter Ideen nicht darüber wegtäuschen, dass Tom Cruise verzweifelt nach alter Form sucht.

Das Flugzeug ist fast leer, als June (Cameron Diaz) ihren Rollkoffer durch den Gang navigiert und genau neben jenem Mann Platz nimmt, der sie vorhin in der Flughafenhalle so freundlich angerempelt hat. Sie kommt mit Roy (Tom Cruise) ins Plaudern, Getränke werden serviert. Als die Blicke tiefer werden, verschwindet June damenhaft auf der Toilette, um sich die Lippen nachzuziehen und im Gespräch mit ihrem Spiegelbild die eigenen Flirtabsichten zu erörtern.

Währenddessen bricht draußen in der Kabine die Hölle los. Passagiere samt Stewardessen stürzen sich auf Roy. Aber binnen weniger Sekunden hat der schlagkräftige Geheimagent alle Gegner einschließlich der beiden Piloten erledigt und muss nun der zurückkehrenden June erklären, dass sie das Flugzeug gemeinsam notlanden müssen. Wenigstens diese absurde Kennenlern-Szene wird im Gedächtnis bleiben, auch wenn der Rest von James Mangolds romantischer Actionkomödie "Knight and Day" wenige Tage nach dem Kinobesuch im Nirwana der Gleichgültigkeit versunken ist.

Es ist in keinster Weise verwerflich einen Film nur für den schnellen, kurzen Genuss zu konzipieren und nicht auf einen festen Platz in der Filmgeschichte zu schielen. Hollywood pumpt den ganzen Sommer über anspruchslose Unterhaltungsware in die gut klimatisierten Multiplexe, aber auch gemessen an diesen tiefer gelegten Standards, ist "Knight and Day" eine ausgesprochen freudlose Veranstaltung.

Die Zeiten sind lange vorbei, in denen Tom Cruise ein verlässlicher Publikumsmagnet war und man merkt diesem Film geradezu schmerzhaft an, wie sehr der gefallene Kinoheld hier sein Comeback inszenieren will und doch nur in der unfreiwilligen Selbstkarikatur landet. Wenn man einen selbstgefälligen Kerl einen selbstgefälligen Kerl spielen lässt, muss man sich nicht wundern, wenn zuviel Ego die Leinwand versperrt. Mit gefrorenem Dauerlächeln und einem muskelgestähltem Körper, dem man die Verbissenheit des Trainings ansieht, zieht Cruise hier gegen die Midlife-Crisis seiner Karriere ins Feld und versucht sich mit 48Jahren noch einmal als Actionheld zu positionieren.

Als Super-Duper-Agent schmeißt er sich auf fahrende Autos, springt aus Hubschraubern, erledigt jede noch so große Überzahl von Finsterlingen und findet dabei immer noch Zeit mit der hübschen Automechanikerin zu flirten, die sich hysterisch kreischend den Gewalten stellt. Arme Cameron Diaz. Verzweifelt versucht sie das Narzissmusfeuerwerk von Tom Cruise ein wenig mit ihrem weltlichen Charme zu erden. Aber gegen die tobende Charisma-Maschine kommt sie schlicht nicht an.

Hier hätte das Drehbuch aushelfen können, das sich allerdings darauf beschränkt, im Zehn-Minuten-Takt eine unübersehbare Zahl von feindlichen Kräften zu Lande, zu Wasser und aus der Luft über die beiden hereinbrechen zu lassen, anstatt die Charaktere weiterzuentwickeln.

James Mangold ist ein respektabler Regisseur, der mit Filmen wie "Copland" oder "Todeszug nach Yuma" in verschiedenen Genres eine eigene Souveränität entwickelt hat. Aber in dieser Komödie bekommt er weder seine zerfahrene Handlung noch den hohl drehenden Superstar in den Griff.

Wertung: Drei von fünf Punkten

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