Tanz auf dem Kohlenhaufen: Frank Castorfs „Duell“
Berlin (dpa) - Der neue Castorf hat alles, was ein echter Castorf braucht: Einen Star wie Sophie Rois, ironisches Brüll-Pathos, endlose Thesenmonologe, eine riesige Videoleinwand, ein kongeniales Bühnenbild, viele Popmusik- und Filmzitate, ein bisschen Slapstick und eine erschöpfende Länge von vier Stunden.
Frank Castorf, Chef der Berliner Volksbühne und diesjähriger Bayreuther „Ring“-Regisseur, schöpft für seine Tschechow-Inszenierung „Das Duell“ aus dem Vollen.
Bei der mit Beifall aufgenommenen Premiere am Mittwochabend ließ er seine Darsteller auf kaukasischen Kohlenhaufen tanzen - doch die schwarzen Brocken schlugen keine sprühenden Funken, sondern qualmten nur etwas quälend vor sich hin. Castorfs letzte Theaterpremiere vor dem großen Wagner-Abenteuer (Start ist am 26. Juli mit „Rheingold“) stand noch wenige Tage vor der Premiere unter keinem guten Stern. Bei einer Probe sechs Tage vor dem großen Auftritt verletzte sich Schauspielerin Jeanette Spassova, die an der Seite von Rois die zweite große Rolle spielen sollte.
Für Spassova sprang Silvia Rieger ein, die dann ebenso wie ihre Mitspielerinnen Kathrin Angerer, Lilith Stangenberg und Kathrin Wehlisch mit vollem Körpereinsatz alles gab. Castorf lässt dieses Mal bis auf Hermann Beyer als Alexander Dawidowitsch Samoilenko alle männlichen Rollen von Frauen spielen.