Schauspieler Thomas Holtzmann mit 85 Jahren gestorben

München (dpa) - Kinogänger und Fernsehzuschauer kannten seine knarzige Stimme und das zerfurchte Gesicht aus Filmen wie „Schtonk“ und Serien wie „Derrick“. Seine größten Erfolge aber feierte Thomas Holtzmann auf der Bühne.

Über Jahrzehnte prägte er die Münchner Theaterlandschaft und verkörperte so ziemlich jede große Figur der Weltliteratur. In der Nacht zum Freitag ist der Münchner Schauspieler mit 85 Jahren in seiner Heimatstadt gestorben. Dies bestätigte der ehemalige Sprecher des Münchner Residenztheaters, Gunnar Klattenhoff, der Nachrichtenagentur dpa im Auftrag der Familie.

In der Titelrolle zu dem von Dieter Dorn inszenierten Shakespeare-Klassiker „Der Kaufmann von Venedig“ legte Holtzmann 2001 sein schauspielerisches Meisterstück ab - über Jahre waren alle Aufführungen ausverkauft. Seit seinem Debüt 1949 am Münchner Ateliertheater spielte der groß gewachsene Mime die Klassiker von Shakespeare bis Goethe, aber auch Zeitgenössisches wie Botho Strauß' Uraufführung „Die eine und die andere“. Der mit der Schauspielerin Gustl Halenke verheiratete Holtzmann, der auch immer wieder mit Lesungen fesselte, war kein Star. Aber viele Menschen gingen seinetwegen ins Theater.

International bekannt wurde der Münchner durch den französischen Thriller „Wer sind Sie, Dr. Sorge?“ an der Seite von Mario Adorf. Auf deutschen Leinwänden fiel Holtzmann vor allem als Notar Cornelius in Helmut Dietls Hitlertagebücher-Satire „Schtonk“ und in ZDF-Krimis wie „Der Alte“ oder „Derrick“ auf.

Nach seinem Studium bei Theaterwissenschaftler Artur Kutscher hatte der in Schwabing aufgewachsene Holtzmann seine Heimat verlassen. Erste Engagements führten ihn nach Nürnberg, Saarbrücken und Köln - der Durchbruch gelang dem Darsteller unter Boleslaw Barlogs Regie in Kleists „Der Prinz von Homburg“ am Berliner Schillertheater. Seither arbeitete der Charakterschauspieler abwechselnd in München, Berlin, Hamburg und Wien, ehe er sich 1977 dem Ensemble der Münchner Kammerspiele anschloss. 2009 erhielt der Münchner für seine Leistungen von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Seinem Publikum wird Thomas Holtzmanns enorme Bühnenpräsenz fehlen, mit der er sein Publikum über 50 Jahre lang in den Bann zog. Der bayerische Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) würdigte Holtzmann als „Grandseigneur“ des bayerischen Theaters: „Ein Ausnahmeschauspieler, der Rollen für Generationen prägte.“ Mit seiner Stimme habe er die Zuschauer im Herzen getroffen.

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