Premiere der Komödie "Jalta": Weltherrscher ganz in Grau

Ex-Intendant Staffan Holm bringt die Komödie „Jalta“ ins Düsseldorfer Schauspielhaus.

Düsseldorf. Nach der Pause ist die Weltkugel auf der Bühne geschrumpft. Sie liegt da in einer grauen Kulisse — bereit zum Spiel wie in Chaplins „Der große Diktator“. Doch es passiert nichts mit ihr. Wie so häufig an diesem ermüdenden, knapp dreistündigen Theaterabend fragt man sich, was Autor und Regisseur mit dem Stück namens „Jalta“ im Sinn haben.

Der Schwede Lucas Svensson hat im Auftrag des früheren Düsseldorfer Schauspielintendanten Staffan Holm die Konferenz von Jalta im Februar 1945 für die Bühne nachgezeichnet.

Als Komödie, so heißt es. Im Großen Haus wird — in der Ästhetik eines Schwarz-Weiß-Films — viel über die Polenfrage, die Teilung Deutschlands und die Vereinten Nationen geredet. Demokratie ist das zentrale Wort, das am Abend vor der Bundestagswahl passenderweise im Raum steht.

Der Zuschauer versucht, sich zu erinnern an die Vereinbarungen von damals. Eine Geschichtslektion mit jeder Menge Text und wenig Schauspiel. Ein Blick auf Churchill, Roosevelt und Stalin, die bei Schampus und Kaviar die Welt neu aufteilen. Bei Holm sind es drei Frauen, die diese großen Männer der Geschichte verkörpern. Warum, weiß man nicht.

Imogen Kogge schmeißt sich ordentlich in die Brust, wenn sie wie Churchill prustet und posaunt. Karin Pfammatter gibt dem amerikanischen Präsidenten im Rollstuhl ein bemitleidenswertes Wesen, dem der Diener auf die Bitte „dry Martini“ verständnislos drei Gläser vor die Nase stellt. Stina Ekblads Stalin ist ein eiskalter Machtmensch. Sein Griff in den Nacken ist so hart, dass der Sekretär demütig in die Knie geht. Die vorgeführten Charakterzüge ersaufen in Klischee und Kalauer.

Es ist immer das gleiche Schema: Alle drei haben Begleiter, diese stehen für das jeweilige Volk. Sie führen vor, was die politischen Entscheidungen der Staatenlenker bewirken.

So ist Smith (Betty Freudenberg), der Churchill den Whiskey rationieren will, durch die Zeit in der Kolonie schwer leberkrank. Ein einziger Schluck würde ihn umbringen. Er kündigt an, nur dann wieder zur Flasche zu greifen, wenn die großen Worte seines Premierministers ihre Bedeutung verlieren.

Mit ihnen beginnt und endet das Stück: „Die Frage ist doch, wer sind die Freunde der Demokratie und wie ist das Wort Demokratie zu interpretieren? Ich bin der Meinung, dass die Basis der Demokratie der einfache, bescheidene Bürger mit Frau und Kind bildet, der zur Waffe greift, wenn sein Land in Gefahr ist und der seinen Wahlschein in die Urne steckt, um kundzutun, welchen Kandidaten er ins Parlament gewählt haben möchte.“

Smith wiederholt sie zum Schluss, als englische Rose in rosa Tüll gehüllt. Dazu setzt er die Flasche an. Ein moralischer Abgesang auf große Ideale, ein Theaterabend ohne große Wirkung.

Wertung:

Regie: 2 von 5 Sterne

Schauspieler: 3 von 5 Sterne

Text: 2 von 5 Sterne

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