Oscar für Bullock und Bridges

„The Hurt Locker“ bekommt den Preis für den besten Film und Kathryn Bigelow als erste Frau den Regie-Oscar.

Los Angeles. Was für ein Durchmarsch. Mittlerweile kennt wohl jeder in Hollywood seinen Namen: Christoph Waltz. Mit seiner Rolle als brutal-charmanter Nazi-Oberst in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" hat er so ziemlich jeden Preis abgeräumt, den es für Schauspieler gibt. So bescherte die Auszeichnung für den besten Nebendarsteller der diesjährigen Oscar-Verleihung einen ersten emotionalen Höhepunkt und Waltz sicher den glücklichsten Moment seines Lebens.

Von Penélope Cruz präsentiert zu werden und den Oscar zu bekommen sei ein "Über-Bingo", sagte Waltz in Anspielung auf seine Rolle. Überschwänglich bedankte er sich bei Tarantino, wie immer in fließendem Englisch. Denn vor allem sein Sprachtalent hat ihm die Rolle beschert. Hoffentlich sorgt es dafür, dass er künftig auch in Hollywood-Filmen Erfolge feiert, in denen er nicht den fiesen Nazi geben muss.

Einen weiteren Glücksmoment bescherte der Oscar für den besten Hauptdarsteller Jeff Bridges. Er war bereits zum fünften Mal nominiert und hat die Auszeichnung für "Crazy Heart" mehr als verdient. Von "The Last Picture Show" bis "Big Lebowski": Kontinuierlich prägt er Filme durch seine unprätentiöse Leistung und wurde bisher nie richtig dafür gewürdigt. Bridges bedankte sich sichtlich gerührt bei seinen Eltern, die ihn schon früh ans Showbusiness herangeführt hätten.

Bei der diesjährigen Verleihung zahlte sich aus, dass Kollegen die jeweils nominierten Schauspieler ehrten: Michelle Pfeiffer, die mit Bridges in "Die fabelhaften Baker Boys" gemeinsam vor der Kamera stand, lobte in ihrer sehr persönlichen Ansprache sein Auge fürs Detail und seine uneitle Darstellung: "Du hast gezeigt, dass man eine Karriere und eine Familie haben kann", sagte Pfeiffer in Bezug auf Bridges’ Frau, mit der er seit 33Jahren zusammen ist.

Sandra Bullock schaffte eine bislang einmalige Kombination: Sie erhielt den Oscar als beste Hauptdarstellerin für "The Blind Side" und gleichzeitig die Goldene Himbeere für die schlechteste Leistung in "Verrückt nach Steve". Laudator Forest Whitaker würdigte ihre Darstellung in dem Sozialdrama "The Blind Side" als "magisch".

Wirkliche Überraschungen gab es erst am Ende der Verleihung. "The Hurt Locker - Tödliches Kommando" und "Avatar" waren als die großen Favoriten ins Oscar-Rennen gegangen. David trat gegen Goliath an. Bereits vorher wurde spekuliert, wie die goldenen Trophäen wohl aufgeteilt würden zwischen Kathryn Bigelow ("The Hurt Locker") und James Cameron ("Avatar"), die immerhin einmal verheiratet waren.

Während der Show wurde viel gewitzelt über die blauen Bewohner von Pandora. Ben Stiller trat als Na’vi verkleidet an, um den Oscar für die beste Maske zu präsentieren - obwohl "Avatar" nicht mal nominiert war. Und die Moderatoren Steve Martin und Alec Baldwin, die etwas albern, aber sympathisch durch den Abend führten, versprühten Insektenspray gegen die herumfliegenden Samen des "Baums des Lebens".

Am Ende entschied sich die Academy gegen das Kommerz-Kino und für den Independent Film, für den Kathryn Bigelow seit Jahren steht: Sie erhielt als erste Frau den Regie-Oscar. Dass sie auch den Preis für den besten Film bekam, überraschte dann doch. Ihr knallhartes Irak-Drama über einen Trupp von Bombenentschärfern ist zwar sehr dicht und bildgewaltig. Doch "Avatar" stellt filmisch gesehen die größere Innovation dar, verbindet er doch neueste 3D-Technik mit einer mitreißenden Geschichte. So blieb James Cameron nur der Trost von drei "kleineren" Oscars und die Gewissheit, den erfolgreichsten Film aller Zeiten gedreht zu haben.

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