Nick Paynes „Constellations“ begeistert in Hamburg

Hamburg (dpa) - Welten prallen aufeinander, als Marianne (Judith Rosmair) und Roland (Johann von Bülow) einander bei einem Barbecue begegnen. Er ist Imker, sie Quantenphysikerin, und schlagartig beginnen beide eine intensive Beziehung bis zum Ende ihrer Tage.

Nick Paynes „Constellations“ begeistert in Hamburg
Foto: dpa

Oder etwa doch nicht? Es könnte alles auch ganz anders kommen, denn durch jede einzelne Entscheidung eines Menschen entsteht quasi ein neues Universum, aus dem wieder andere hervorgehen. So könnte die Verbindung zwischen Marianne und Roland tragisch verlaufen, aber auch witzig, larmoyant, kühl, vorwurfsvoll oder gewalttätig. Das schildert der junge britische Dramatiker Nick Payne in seiner verschachtelten, von Dialogwiederholungen geprägten Szenenfolge „Constellations“.

Mit den Schauspielstars Rosmair und von Bülow hat das knappe Stück am Montagabend im Hamburger St.-Pauli-Theater deutsche Erstaufführung gefeiert - unter begeistertem Beifall des Publikums. Für die einfühlsame Regie zeichnete Altmeister Wilfried Minks verantwortlich, der auch das subtile Bühnenbild schuf: abstrakte Formen, in die poetisch ein dunkler Gazevorhang hineinweht. Denn ein Hauch von Tragik umweht von Anfang an den geistreichen, unterhaltsamen Abend - eine Ahnung, die sich immer mehr verdichtet. So sind es zwar die naturwissenschaftlichen Theorien der Physikerin Marianne, die dem Schauspiel zu Struktur und Inhalten verhelfen, doch es gibt eben auch Dinge im Leben, die nicht relativ sind.

Dabei regt Payne („Wanderlust“) auf überraschende Art zum Nachdenken über den Sinn des Daseins und den freien Willen an. Die Honigbienen Rolands — von „bescheidener, ruhiger Eleganz“ — machen es uns vor: Sie haben ein beständiges Ziel. „Wenn wir nur begreifen könnten, warum wir hier sind und was wir mit unserem Leben tun wollen“, sinniert der liebende Imker. „Constellations“ hatte im Januar 2012 am Royal Court Theatre in London erfolgreich Uraufführung gefeiert. Mittlerweile in 14 Sprachen übersetzt, erhielt es den Evening Standard Best Play Award und eine Nominierung für den Olivier Award.

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