Neuer Lösch-Abend mit „AltArmArbeitslos“
Bremen (dpa) - Menschen mit Tiermasken tanzen im Großraumbüro, bis die Musik ausgeht - und der Strom abgeschaltet wird. Aus Vielarbeitern werden Verlierer: Frauen und Männer jenseits der 50 müssen damit zurechtkommen, dass sie auf dem Arbeitsmarkt niemand mehr will.
„Man ist plötzlich nur noch Schmerz“, sagt einer der Akteure in „AltArmArbeitslos“. In dem in Bremen uraufgeführten Theaterstück macht Gastregisseur Volker Lösch aus dem Märchenstoff der „Bremer Stadtmusikanten“ ein Stück mit Arbeitslosen über Arbeitslose.
In Sprechchören und Monologen lässt Lösch die Menschen auf der Bühne zusammen mit professionellen Schauspielern Ängste und Empörung formulieren und Texte von Autoren wie Heiner Müller (1929-1995) sprechen. Das Publikum im fast ausverkauften Theater am Goetheplatz feierte die 90-minütige Inszenierung mit intensivem Applaus.
Lösch ist kein Mann der leisen Töne. Mit plakativen Szenen rückt er Tabuthemen in den Fokus. In Bremen gelingt ihm das auf einer meist leeren, nur in wenigen Szenen möblierten Bühne. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wird hier zur Karikatur. Verkörpert von zwei Schauspielern in Kostüm und Absatzschuhen, verpasst sie Arbeitslosen hässliche Windeln und drängt zur Eile: „Beine hoch! Das muss schneller gehen!“ So lange werden die „nutzlosen Fresser“ gefüttert, bis die nur befristet angestellten Arbeitsvermittler hoffnungslos überarbeitet sind im Kampf um geschönte Statistiken.
„Mein Stück ist der Versuch, die Welt zu ändern, in einer Zeit, in der es an allen Ecken brennt“, sagte Lösch kurz vor der Premiere. Der 48-Jährige, derzeit Hausregisseur am Schauspiel Stuttgart, wählte dafür erneut die Form des „Bürger-Sprechchors“. In vorausgegangen Produktionen hatte er diesen Chor mit Migrantinnen, Gefangenen und Jugendlichen der linken Szene besetzt.