Nachwuchsregisseurin - Theaterkind pur: Jette Steckel, 25

Die Nachwuchsregisseurin legt eine schnelle Karriere hin.

Köln. Sie versteht immer noch nicht so recht, was da passiert ist. Jette Steckel ist 25 Jahre alt, hat im vergangenen Jahr ihr Regie-Studium abgeschlossen und inszeniert bereits am Hamburger Thalia Theater, am Deutschen Theater Berlin und am Schauspiel Köln. Auslöser für den Hype um ihre Person war ein Tschechow-Abend an der Theaterakademie in Hamburg. "Ich habe mich damals wie eine Puppe gefühlt, die Dinge nur wiederverwertet", sagt die junge Regisseurin und spricht im Nachhinein von einer Krise. Im Ringen um eine eigene ästhetische Sprache weigerte sie sich, eine Tschechow-Szene konventionell herunterzuinszenieren, sondern bestand auf einer Art Tschechow-Diskurs. Der Abend schlug ein wie eine Bombe. Thalia-Intendant Ulrich Khuon bot ihr daraufhin die Uraufführung von Darja Stockers "Nachtblind" an. Die Fachzeitschrift "Theater heute" kürte sie zur "Besten Nachwuchsregisseurin 2007"; es folgten Edward Bonds "Gerettet" und der Eysoldt-Preis für junge Regisseure. Inzwischen kann sie sich die Regieangebote aussuchen. So sehr Jette Steckel die Arbeit an den großen Häusern schätzt, der Erfolg macht ihr immer noch Angst. "Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das erfüllen kann, was von mir gewollt wird." Andererseits weiß sie, dass sie etwas zu sagen hat. Es sind solche Spannungen, auf die man im Gespräch mit Jette Steckel immer wieder stößt. Wenn sie vom "vorherrschenden Gefühl der Sinnlosigkeit" spricht und zugleich auf dem Sinn von Theater besteht, dann äußern sich darin mehr als nur individuelle Widersprüche. Mit Kollegen wie Lisa Nielebock, Laurent Chétouane oder Ingo Berk gehört Jette Steckel zu einer jungen Theatergeneration, die um eine neue Aufrichtigkeit ringt. "Es geht mir darum, Dinge wieder ernst zu meinen", sagt sie ohne Koketterie. Die Zeit der Ironie sei definitiv vorbei. Jetzt inszeniert sie Dea Lohers "Fremdes Haus", ein Stück über mazedonische Exilanten in Deutschland. Jette Steckel spricht von ihrer Vorliebe für "idealistische und pathetische Texte", die sie indes nie ungebrochen zeigt, sondern die Verwandlung der Schauspieler in die Figuren immer mitinszeniert. Diese Vorliebe für Idealistisches dürfte familiäre Wurzeln haben: Sie ist die Tochter des früheren Bochumer Intendanten Frank-Patrick Steckel und der Kostümbildnerin Susanne Raschig. Mit vier kam sie nach Bochum und sah in den folgenden neun Jahren alle Inszenierungen. Theatersozialisation pur! Dea Loher: Fremdes Haus, Auff.: 2. (Premiere), 3., 18., 19. Februar, 19.30 Uhr, Köln/Schlosserei, Tel. 0221-221-28400.

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