Musical: Die Hexen von Oz - Die Hoffnung ist grün und groß

„Wicked – Die Hexen von Oz“ wird in Oberhausen gezeigt.

Oberhausen. Das Äußere zählt nicht. Diese Erkenntnis ist einfach zauberhaft. Wer sich drei Stunden lang auf "Wicked - Die Hexen von Oz" einlässt, glaubt es am Ende wirklich: Die Welt ist zwar nicht immer rosarot, aber manchmal durchaus grün. Und wer anders ist als die meisten, kann mit Herz, Kraft und Mut alle Widerstände überwinden.

Grün ist die Hoffnung. Weil die Hexe Elphaba komplett grün auf die Welt kommt, ist die Hoffnung besonders groß. Im Metronom Theater wird sie nicht enttäuscht: "Wicked" dürfte das Publikum in Oberhausen ein Jahr lang verzaubern. Bei der Premiere am Montagabend verfielen Gäste wie Udo Lindenberg, Verona Pooth und Michael Wendler dem Zauber des zeitlosen Märchens.

Dass die opulente Produktion von Stephen Schwartz (Musik), Winnie Holzman (Buch) und Joe Mantello (Regie) nicht langweilig wird, liegt nicht zuletzt am wohl dosierten Humor, der zu (fast) jeder Szene gehört wie die aufwändigen Kostüme und stimmungsvollen Lichteffekte. Immer ist ein leichtes Augenzwinkern dabei, etwa wenn die vermeintlich böse Hexe Elphaba im Internat auf die anscheinend gute Hexe Glinda trifft, wenn sich beide in denselben Mann verlieben, wenn sie mit Zauberstab und Hexenbesen aufeinander losgehen, wenn sie sich angreifen, ankeifen, aber auch anfreunden.

Denn "Wicked" ist vor allem das Musical von Joana Fee Würz (Glinda) und Willemijn Verkaik (Elphaba). Die Oberhausener Besetzung ist ein Glücksgriff: Die beiden Hauptdarstellerinnen geben ihren Figuren einen ernsthaft nachvollziehbaren, manchmal bewusst komischen, immer aber liebenswürdigen Anstrich - als seien sie schon immer hochnäsig-blonde oder verstoßen-grüne Hexen gewesen, als wäre die eine wirklich nur naiv und die andere am liebsten aufbrausend.

Und musikalisch? Wer "Wicked" zum ersten Mal sieht, wird sich danach vermutlich hauptsächlich an Verkaiks bombastisch gesungenes "Frei und schwerelos" und den Ensemblesong "Nur ein Tag" erinnern, den ein 15-köpfiges Orchester nun an fünf Tagen pro Woche präsentiert. Dabei gibt es auch viel Nettes am Rande zu entdecken, witzige Wortspiele etwa rund um "Bösigkeit", "Verderbtheit" und Zaubersprüche, die "unrückgänglich" sind.

Während es Joana Fee Würz schafft, dass sich Glinda von der egoistischen Tussi zur aufrichtigen Freundin entwickelt, hat Willemijn Verkaik als Außenseiterin von Anfang an alle Sympathien bei sich: Die Niederländerin gibt Elphaba akzentfrei und stark, aber auch unglaublich gefühlvoll - eine wunderbare Wandlung vom verspotteten Entlein zum selbstbewussten Schwan.

In Oberhausen glänzen vor allem die Frauen. Mathias Edenborn (Fyero) hingegen nimmt man den unreifen Schüler nicht ab. Carlo Lauber ist als "Der Zauberer von Oz" nicht verwegen genug, und bei Ben Darmanin (Moq) ist der Akzent leider nicht zu überhören. Dafür begeistert Janine Tippl als Nessarose, die an den Rollstuhl gefesselt ist, aber singt, als gäbe es keine Schranken.

Grün ist die Hoffnung auch hinter den Kulissen. Während Stage Entertainment im Sommer den Spielbetrieb in Essen aus Gästemangel einstellt, hofft der Musical-Riese am Standort Oberhausen auf eine gute Auslastung. Rein optisch stehen die Zeichen auf Erfolg: "Wicked" ist vor allem ein Fest fürs Auge. Das Äußere zählt eben doch.

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