Müde Lacher für Harald Schmidt

Christian Brey und Harald Schmidt inszenieren Lehárs „Lustige Witwe“ neu – zu sehen an der Deutschen Oper am Rhein.

Düsseldorf. Staubfrei, unsentimental und kühl kommt Franz Lehárs "Lustige Witwe" daher in der Rheinopern-Neuinszenierung von Harald Schmidt und Christian Brey. Man erlebt eine Operette ohne Plüsch und Süße, und das geht dann runter wie Sachertorte ohne Schokolade. Die Erwartungen an Harald Schmidt waren hoch. Einer wie er, dem man eine gewisse Kernkompetenz in Sachen Humor und Schlagfertigkeit attestieren kann, würde die mehr als 100 Jahre alte Operette aus ihrem Dämmerschlaf wecken und damit womöglich ein Comeback des ergrauten Genres einläuten. Doch dann war man ein bisschen enttäuscht.

Mehr als ein paar müde Lacher kann die Inszenierung nicht verbuchen. Als künstlerisch zuständig fürs Konzept hat Harald Schmidt vor kurzem ohnehin seinen Regie-Kompagnon Christian Brey erklärt und sich selbst nur die ziemlich unklare Rolle des "Maskottchens" zugeschrieben.

Das Ergebnis: Eine Operette mit nur wenig zwingender Personenregie, garniert mit mehr oder weniger zündenden Gags, die dann aber tatsächlich nach Harald Schmidt klingen. Wenn im Stück über die desolate Finanzlage des pontevedrinischen Haushalts lamentiert wird, sagt ein Gesandter: "Wir sind so pleite - man nennt uns schon das Dubai ohne Palmen." Das kam noch ganz gut über die Rampe. Auch die von Schmidt unsichtbar und bewusst manieriert gesprochene Anmoderation des 3. Akts während der Umbau-Pause heitert auf. Doch auf den großen Wurf wartet man am Premierenabend vergebens.

Das Bühnenbild (Anette Hachmann und Elisa Limberg) verbreitet nicht die bei der "Witwe" zu erwartende Pariser Atmosphäre. Die mobilen Spiegelwände wirken wie Dekorationselemente einer Messehalle der 90er-Jahre und versetzen den Besucher geistig mehr nach Düsseldorf-Stockum oder Hannover-Laatzen als an die Seine. Einen Hauch von Eleganz verbreiten die farbenfrohen Damen-Kostüme von Petra Bongart.

Morenike Fadayomi gibt eine quirlige Witwe ab und verleiht vor allem dem duftig einlullenden Vilja-Lied vokale Noblesse. Die Sänger reißen überhaupt viel raus. Allen voran der stimmlich und darstellerisch brillante Will Hartmann in der Rolle des in die Witwe verliebten Grafen Danilo.

Eine komödiantische Trumpfkarte zieht die Rheinoper auch mit Peter Nikolaus Kante in der Rolle des großspurigen, aber tollpatschigen Barons Mirko Zeta. Als seine von ihm eifersüchtig beäugte Ehefrau Valencienne glänzt Anett Fritsch mit einem leichten, leuchtenden Sopran. Unter der Leitung des Generalmusikdirektors Axel Kober sorgen die Düsseldorfer Symphoniker im Orchestergraben für viel Schwung und Tempo. Kräftiger Beifall für die Musik, ein paar Buhs mischen sich in den Applaus fürs Regieteam.

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