Kriegenburgs „Käthchen“-Inszenierung enttäuschend

Berlin (dpa) - Unzählige Kleist-Inszenierungen hat es im 200. Todesjahr des Dichters gegeben, doch diese war mit besonderer Spannung erwartet worden.

Der vielgepriesene „Menschenerforscher“ Andreas Kriegenburg (48) stellte am Donnerstag im Deutschen Theater Berlin sein „Käthchen von Heilbronn“ vor - trotz wunderbar leichter Momente und grandiosem Bühnenbild eine große Enttäuschung.

Kriegenburg, seit zwei Jahren Hausregisseur der Bühne, begnügt sich nicht mit der Inszenierung des erfolgreichsten und rätselhaften Dramas Heinrich von Kleists. Er will zugleich das Leben des zutiefst zerrissenen Dichter-Genies auf die Bühne bringen - und wird damit beidem nicht gerecht.

In einer genial klaustrophobischen Schreibstube, die bis zur Decke mit wirr beschriebenen Blättern bedeckt ist, ringen sechs Schauspieler (herausragend: Jörg Pose und Alexander Khuon) um die Entstehung des romantischen Ritterstücks. Mal sind sie, im Chor sprechend, alle gleichzeitig Kleist, mal einer nach dem anderen. Und zwischendrin schlüpfen sie in ständig wechselnden Rollen in die Figuren, die sie gerade auf dem Papier erschaffen haben, unterstützt von einer Armada unterschiedlichster Puppen.

Das gibt zwar immer wieder urkomische Situationen (etwa, wenn alle Sechs ihre Schreibblockade hinter einer Art Schweinemaske verbergen), bleibt aber Klamotte. Kleist wird auf einen Querulanten reduziert, der wenig tut, außer seine Schwester anzuschnorren. Und die Geschichte von Käthchens bedingungsloser Liebe zum ehrgeizigen Grafen bekommt nicht den Raum, ihre Vielschichtigkeit zu entfalten. Die Buhrufer vom ersten Teil waren in der Pause offenbar gegangen. Am Schluss gab es höflichen Applaus.

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