Krefelder Theater zeigt Hitlers Lieblingsoper: „Rienzi“

Krefeld. Die Worte des Diktators klingen schauerlich, erst recht, wenn man weiß, was dann kam: „In jener Stunde begann es.“ So soll sich Adolf Hitler an eine Aufführung von Richard Wagners „Rienzi“ erinnert haben, die er als Jugendlicher gesehen hatte.

Das Werk wurde seine Lieblingsoper, die Ouvertüre erklang später bei Parteitagen. Die Geschichte eines Staatsmanns, der das Volk eint und zur wahren Größe führt, schien nur zu gut in die Ideologie der Nazis zu passen.

Bis heute gilt „Rienzi“ als beschädigt. Das Werk gehört nicht zum Kanon der Bayreuther Festspiele, auch an den Theatern gibt es kaum Inszenierungen. „Die Oper hat einen Beigeschmack“, bestätigt Andreas Wendholz, Operndirektor am Theater Krefeld-Mönchengladbach. Gleichwohl hat er sie auf den Spielplan gesetzt, ein „Wagnis“, wie er selbst betont.

Die „Rienzi“-Premiere am Samstag ist die einzige in dieser Spielzeit an einem deutschen Stadtheater. Auch Regisseur Matthias Oldag musste schlucken, als Wendholz ihm das Projekt anbot. „Die Worte und die Musik sind verbrannt“, sagt Oldag. „Bis heute empfinde ich die Märsche und das Militärgehabe als abstoßend. Allein das Wort ,Heil!’ in normaler, unverbrauchter Weise zu sprechen, ist unmöglich.“

Dennoch sagte Oldag zu — und entschied sich, den Nationalsozialismus komplett aus seiner Inszenierung zu verbannen: „Ich möchte ,Rienzi’ genau so behandeln wie jede andere Oper.“ Statt sie als Historiendrama aufzuführen oder ins Dritte Reich zu verlagern, wie es jüngst Philipp Stölzl in Berlin getan hat, überträgt Oldag die Handlung ins Hier und Jetzt. Die Kostüme sind modern, die Räume abstrakt. Es wird Bezüge zur heutigen Mediengesellschaft geben, in der Helden, wie einst der Feldherr Cola Rienzi, steil aufsteigen, um dann tief zu fallen. „Das ist ein sehr aktuelles Werk“, sagt Oldag. „Man muss es nur von all der Nazi-Last lösen.“

Was übrigbleibt, ist eine emotionale Komposition des jungen Wagner, ein lautes, aufwühlendes Stück Musik mit Elementen italienischer Opern. „Prägnant und knackig“ will Generalmusikdirektor Mihkel Kütson es spielen lassen, befreit von der Bedeutungsschwere, die der Diktator der Oper beimaß. Ohnehin müsse Hitlers Vorliebe für das Werk auf einem „groben Missverständnis“ beruhen, sagt Wendholz: „Im vierten und fünften Akt, wenn das Volk seinen Helden stürzt, muss er geschlafen haben.“

Premiere Samstag, 20 Uhr. Karten erhältlich unter 02151/805125 oder www.theater-kr-mg.de

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