Jane Goodall: Eine Sekretärin geht zu den Schimpansen

Eine Film-Dokumentation zeigt, dass die 76-Jährige nicht müde wird, für ihre Schützlinge zu kämpfen: die Affen.

Berlin. Dian Fossey, Biruté Galdikas, Jane Goodall - drei Frauen haben das Bild vom Menschenaffen komplett gewandelt. Sie kamen dem Leben der Tiere in Freiheit so nah wie kein Forscher zuvor und berichteten von Werkzeuggebrauch, starker Mutterliebe und wohlorganisierten Gruppen. Über die Britin Jane Goodall ist nun ein Dokumentarfilm entstanden. "Jane’s Journey" zeigt, wie aus einer Sekretärin die wohl bekannteste Affenforscherin der Welt wurde.

Bei der Vorstellung des Films in Berlin sagte die 76-Jährige, sie habe nie gewollt, so im Mittelpunkt zu stehen und verehrt zu werden. "Es ist mir einfach passiert." Nun versuche sie, dies zu nutzen, um Menschen für den Schutz der Umwelt zu begeistern.

Von einem Kamerateam begleitet hat sich Goodall, die mittlerweile 76 Jahre alt ist, noch einmal auf die Reise zu ihren Schützlingen in den heutigen Gombe-Stream-Nationalpark in Tansania begeben. Immer wieder, wenn sie auf einem Hügel sitzt, lächelnd einem Schimpansen zusieht, alte Pfade beschreitet, blendet das Bild über zu Aufnahmen von 1960: Eine hübsche junge Frau, die umgeben von üppigem Grün Schimpansen beobachtet, berührt, mit ihnen spielt.

Ein umstrittener Wissenschaftler hatte Goodall das Abenteuer ihres Lebens möglich gemacht: der Paläoanthropologe Louis Leakey. Er war fasziniert von der Entstehung der Menschen - und überzeugt, dass Frauen ohne wissenschaftliche Scheuklappen besser für Verhaltensbeobachtungen geeignet sind. Von ihnen erhoffte sich Leakey Hinweise auf das Verhalten der Vormenschen.

Obwohl sie nur eine Schule für Sekretärinnen besuchte, schloss sie 1965 eine Promotion an der Universität Cambridge ab. Von Mitte der 80er Jahre an wandelte sich Goodall von der Wissenschaftlerin zur Aktivistin. Auslöser war unter anderem eine große Konferenz über Schimpansen in Chicago. "Feldforscher aus ganz Afrika waren da. Es war schockierend, ihre Berichte zu hören über die Umweltzerstörung, die Jagd auf die Tiere", erinnert sie sich. "In dem Moment wusste ich, dass ich den Wald verlassen und alles in meiner Kraft Stehende tun musste, um zu helfen."

Unermüdlich reist sie seither zu Konferenzen und Vorträgen und ist dabei als "Botschafterin der Menschenaffen" oft 300 Tage im Jahr unterwegs. Und sie wird nicht müde, den Daumen auf die Missstände in der Gesellschaft zu legen. "Ich glaube, Geld ist der Gott geworden. Geld ist alles", sagt sie. "Die Leute machen weiter wie zuvor." Dadurch treten ihrer Meinung nach die Belange der Natur und der Tiere in der Politik oft in den Hintergrund.

Der Film zeigt die zierliche Dame in Grönland, wie sie abbrechende Eisblöcke beobachtet, und in einem von Dürre geplagten Reservat im US-Bundesstaat South Dakota. Neben Goodall kommen auch Familienmitglieder, Freunde und Bewunderer zu Wort.

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