Gefeierte Uraufführung von „Neun Nonnen fliehen“

Bad Lauchstädt (dpa) - Rolf Hochhuth hatte es sich nicht nehmen lassen und war zur Uraufführung seines Dreiakters „Neun Nonnen fliehen“ in Bad Lauchstädt gekommen. Der Abend wurde für ihn, aber auch für die Mitwirkenden an der szenischen Lesung des Stückes, zu einem Erfolg.

Mit lang anhaltendem Beifall wurde die Uraufführung des Dramas am Freitagabend gewürdigt, in dem Hochhuth einige Passagen aus dem Leben des Reformators Martin Luther und dessen Ehefrau Katharina von Bora lebendig werden ließ.

Der Titel „Neun Nonnen fliehen“ bezieht sich direkt auf Katharina von Bora, die gemeinsam mit anderen Nonnen aus dem Kloster Marienthron im sächsischen Nimbschen entwichen und nach Wittenberg zu Martin Luther geflohen war. Das sparsam eingesetzte Bühnenbild verband Bilder des Malers Lucas Cranach des Älteren mit den Texten, in denen die geflohenen Nonnen etwa im 1. Akt sehr offen über Sex und Sinnlichkeit sprachen. Die Flucht der Zisterzienserinnen definierte Hochhuth als „die erste weibliche Revolution, mindestens in Deutschland!“.

Rebellion, Aufbruch und immer wieder die menschliche Sexualität waren Themen, die ständig wiederkehrten. Revolutionen, so ließ Hochhuth die Zuschauer wissen, würden von oben gemacht, und nicht - wie zu glauben wäre - von unten. Und die Mächtigen seien es auch gewesen, die Künstlern ein Auskommen ermöglichten, während die Bürger ihr Geld zusammengehalten hätten, selbst wenn sie reich gewesen seien. Im Widerstreit zwischen Luther und Katharina sowie im Diskurs zwischen diesen beiden und Lucas Cranach wurde das Drama stellenweise sogar zur Komödie - sehr zum Gefallen des Publikums.

Der kräftige Beifall sorgte zum Schluss dafür, dass die Lesenden - darunter Dominique Horwitz als Luther, Caroline Beil als Katharina, Anna Thalbach als Nonne Sophie sowie Uwe Bohm als Cranach - mehrmals zurück auf die Bühne geholt wurden. Edda Moser, Initiatorin des Festspiels der deutschen Sprache und Auftraggeberin von „Neun Nonnen fliehen“, nannte den Reformator einen „einsamen, tapferen Helden, nur Gott vertrauend“.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) bekannte sich in einer kurzen Ansprache zur Förderung der 150 Theater und 130 Orchester, die die öffentliche Hand in Deutschland komplett finanziere. Theaterschaffende aus Halle, Dessau und Eisleben beklagten anlässlich der Uraufführung jedoch, die Landesregierung drohe mit der Kürzung des Etats für die Theater und Orchester Sachsen-Anhalts um sieben Millionen. Ausgerechnet in der Reformationsdekade wolle sie das Kulturland „kaputtsparen“. Der Protest der Theaterleute ging im Trubel der Uraufführung von „Neun Nonnen fliehen“ indes weitgehend unter.

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