Ewiges Rätsel um Aachens Kaisergrab

Karl der Große wurde im Dom offenbar schnell verscharrt.

Aachen. Selbst viele Hunde bekommen irgendein Gedenkzeichen, wenn sie unter die Erde kommen. Karl der Große (wohl 748 bis 814) war der bekannteste Herrscher des Mittelalters; er gilt heute als erster Europäer und sein Dom in Aachen als die Wiege Europas - und doch soll Karl, der 800 zum Kaiser gekrönt wurde, nach seinem Tod einfach nur verscharrt worden sein?

Das kann man in seiner Heimatstadt nicht glauben. Aber so viele Möglichkeiten, seine ursprüngliche Grabstätte zu finden, gibt es nicht mehr. In den vergangenen Jahren haben Archäologen erneut im Aachener Dom gesucht. Fehlanzeige! Kein Grab, keine Sensation.

"Sicher ist Karl der Große in Aachen bestattet worden und sicher im Bereich der Kirche", meint der Stadtarchäologe Andreas Schaub genauso wie die vielen Experten in den Jahrhunderten vor ihm.

Der Leiter der Aachener Domschatzkammer, Georg Minkenberg, erklärt: Der Kaiser starb am Morgen des 28. Januar 814 und war schon am Abend bestattet: "Das ist außerordentlich merkwürdig." Der Herrscher habe eigentlich in einem Vorort von Paris bestattet werden wollen.

"Doch der Hof wollte ihn in Aachen bestatten", sagt Minkenberg. Möglicherweise hat man den Kaiser schnell und formlos begraben, um Fakten zu schaffen. Vielleicht wurde das Grab auch aus Angst vor den Normannen unkenntlich gemacht, damit sie es bei einem Überfall nicht verwüsten konnten.

Ob so oder so: Die Totengräber gingen dabei so gründlich vor, dass schon Otto III. 200 Jahre später Karls Grab nur mit Mühe fand. Nur wenige Jahre später musste auch Kaiser Friedrich Barbarossa suchen, ehe er die Gebeine Karls des Großen in den Dom bringen konnte. Bis auf zwei Zähne liegen sie heute dort im kostbaren Karlsschrein.

Unklar ist aber noch, wo die Grabstätte war. Eigentlich suchen die Forscher also ein großes Loch. Acht Theorien besagen, wo es ist. "Mit der jüngsten Grabung haben wir fünf definitiv ausgeschlossen", sagt Dombaumeister Helmut Maintz. Ein bisschen enttäuscht ist er schon. "Aber es gibt ja zum Glück noch ein paar Theorien." Vielversprechendste These ist jetzt, dass der Kaiser im Domhof begraben wurde.

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