Vertrag nicht verlängert Erfolgschoreograf Volpi muss Stuttgarter Ballett verlassen

Stuttgart (dpa) - Das Stuttgarter Ballett trennt sich zum Ende dieser Spielzeit überraschend von seinem erfolgreichen Hauschoreografen Demis Volpi.

Vertrag nicht verlängert: Erfolgschoreograf Volpi muss Stuttgarter Ballett verlassen
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„Demis Volpi ist ein großartiger Theatermacher und feinfühliger Geschichtenerzähler. Hier, eher als in der Choreografie, sehe ich seine wahre Begabung“, teilte Intendant Reid Anderson am Dienstag in Stuttgart mit. Volpis Vertrag werde nicht verlängert zum Ende der Spielzeit. Erst vor gut einer Woche hatte der erst 31 Jahre alte Volpi mit einer Inszenierung der Oper „Der Tod in Venedig“ von Benjamin Britten einen Triumph gefeiert.

Intendant Anderson hatte den gebürtigen Argentinier nach dessen umjubelten Ballett „Krabat“ 2013 zum Hauschoreografen ernannt. Volpi bedauerte einer Mitteilung des Balletts zufolge das Ende seiner festen Bindung an das Haus. Er habe die Arbeit als produktiv, frei und inspirierend empfunden. „Anderseits bin ich Reid Anderson sehr dankbar dafür, dass er mich als Choreograf gefördert und meine bisherige Entwicklung überhaupt erst möglich gemacht hat“, sagte der frühere Tänzer. Er wolle künftig als freischaffender Künstler auf eigenen Füßen stehen.

Es handele sich um eine künstlerische Entscheidung und nicht um eine Sparmaßnahme, sagte ein Sprecherin des Balletts. Die Trennung fällt in eine Zeit des Umbruchs der international gefeierten Balletttruppe. Der 68 Jahre alte Anderson, der in der Ballettwelt bekannt ist für einen rigorosen Führungsstil, verlässt die Compagnie 2018. Fortsetzen soll die Tradition des von John Cranko (1927-1973) zu Weltruhm geführten Balletts der US-Amerikaner Tamas Detrich.

Der bisherige Stellvertreter Andersons wird dann auch über eine Nachfolge für Volpi entscheiden, hieß es beim Ballett. Die Stuttgarter Truppe leistet sich als einzige in Deutschland zwei Hauschoreografen. Das solle auch künftig so bleiben, sagte die Sprecherin. Der Vertrag des Hauschoreografen Marco Goecke hat sich demnach um ein weiteres Jahr automatisch verlängert. Goecke zeigt Ende Juni das Ballett „Kafka“ - eine Uraufführung zum literarischen Schaffen Franz Kafkas (1883-1924).

Zur Zukunft Volpis meinte Anderson, dass sie „sicherlich glanzvoll“ sein werde. Für sein Handlungsballett „Salome“ (2016) ist der Choreograf für den renommierten Tanzpreis Prix Benois de la Danse nominiert. Die Preisträger werden am 30. Mai bei einer Gala im Moskauer Bolschoi Theater bekannt gegeben.

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