Dieter Nuhr: Live-Premiere mit Herzflattern

Dieter Nuhr meistert seine ZDF-Show, wirkt aber nervös.

Düsseldorf. Dieter Nuhr hat "die Hosen voll". Mit diesem ehrlichen Bekenntnis seiner Nervosität begrüßte der "George Clooney des deutschen Kabaretts" am Dienstagabend das Düsseldorfer Publikum in der Nachtresidenz zu seiner neuen Show "Nuhr so".

Ein interaktives und multimediales Konzept mit einem spontaneren Dieter Nuhr, dem der Respekt vor seiner ersten ZDF-Live-Show deutlich anzumerken war. Zum neuen Konzept gehören E-Mails der Zuschauer, eingesendete Videos oder Bilder, die Nuhr in die Sendung einbaut.

Bevor jedoch die roten Lichter der Kameras 45 Minuten blickten, gab Nuhr seinen eigenen Anheizer. "Ich bin tierisch nervös", begrüßte er das überschaubaren Publikum - und hatte es sofort auf seiner Seite. Ein wenig desillusionierend wirkten jedoch die Teleprompter im Rücken des Publikums, die Nuhr sowohl die Begrüßung als auch jeden einzelnen Gag visuell soufflierten.

Die Sendung hangelt sich an mehreren Rubriken entlang, die sich auch in den nächsten Folgen der kommenden Wochen wiederfinden werden. So baut Nuhr Entdeckungen der Wissenschaft, Skurriles aus aller Welt oder noch nicht ausgesprochene, aber höchst verdiente Würdigungen in die Show ein.

Er scheut sich nicht vor Schlüpfrigem: Die Forschung weiß, dass nur ein Drittel aller Männer sich nach dem Toilettenbesuch die Hände wäscht. "Wenn zwei Drittel aller Männer sich nach der Toilette nicht die Hände waschen, wie kommt es dann, dass 99 Prozent mit feuchten Händen raus kommen?"

Und immer wieder wird es politisch: "Jung ist vom Kriegshelden zum Helden der Arbeit geworden. Als Verteidigungsminister hat er gesagt, Krieg ist kein Krieg. Was wird er wohl nun den Arbeitslosen sagen? Du bist gar nicht ohne Arbeit? Du hast halt nur grad nichts zu tun?"

Mit derben Sprüchen punktet Nuhr bei den Zuschauern. Bemüht wirkt das Programm jedoch, als Nuhr zwei leicht bekleidete Damen auf der Bühne auf- und abmarschieren lässt, um "junges Publikum der Privatsender abzugreifen".

Nuhr versucht so gelassen wie möglich zu wirken, die Übergänge zu seinem neuen Bühnen-Partner - einem multimedialen Pult, über das er E-Mails und Videos empfängt - sind jedoch noch recht holprig. Dennoch gelingt es Nuhr, schlagfertig auf die Nachrichten der Außenwelt zu reagieren. In einem Video fordern zwei weibliche Fans den Entertainer heraus, selbst Politiker zu werden.

"Wenn schon Politik, dann Bundespräsident, dann muss man nur nett lächeln." Nachdem die Kameras abgeschaltet waren, konnte die Düsseldorfer Nuhrs Anspannung förmlich herunterpurzeln sehen. "Ich hoffe, beim nächsten Mal bin ich nicht einmal halb so aufgeregt."

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