Die Diva und die Liebende

Festspiele: Anna Netrebko singt in Salzburg die „Juliette“.

Salzburg. Die Rückkehr des Superstars auf die Salzburger Opernbühne: Als unglücklich Verliebte wird Anna Netrebko in der Neueinstudierung der Gounod-Oper "Romeo et Juliette" am Dienstagabend umjubelt. Die Russin hätte die Paraderolle bereits vor zwei Jahren singen sollen, musste aber wegen ihrer Schwangerschaft absagen.

Netrebko-Hype hin oder her: Die Leistung der Diva ist zum Niederknien. Die mehr Hollywood- als Hochkultur-taugliche plakative Inszenierung von Bartlett Sher ist nichts Besonderes. Doch mit Anna Netrebko und Piotr Beczala stehen zwei Künstler auf der Bühne, die das Spektakel zum Kammerspiel veredeln.

Netrebko gestaltet mit ein wenig eingedunkelter, perfekt und spielerisch locker in die Höhe geführter Stimme das berührende Porträt einer jungen Liebenden. Piotr Beczala ist ihr Roméo: Nach anfänglicher Nervosität begeistert er mit facetten- und farbenreicher Stimme. Die kleineren Rollen sind auf hohem Niveau besetzt; das Mozarteum-Orchester Salzburg unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin begleitet mit wohldosierter Opulenz durch Liebestod und Gesellschaftsevent.

Denn bei jedem Auftritt von Anna Netrebko kommen die Society-Journalisten ins Laufen. Ihre Karriere ist eng mit Salzburg verknüpft. Bei dem Festspiel-Debüt 1998 war sie in einem konzertanten "Parsifal" ein ziemlich unbeachtetes Blumenmädchen. Ihre internationale Karriere begann, als sie 2002 die Donna Anna in Mozarts "Don Giovanni" sang. 2005 war der Netrebko-Hype mit "La Traviata" voll ausgebrochen.

Jetzt klicken schon die Kameras, wenn die Netrebko nur zur Probe vorfährt - begleitet von ihrem Ehemann Erwin Schrott und Sohn Tiago (2). Pech für den Bassbariton Schrott, dass er medial eher als Chauffeur von "Donna Anna" wahrgenommen wird: Immerhin singt er derzeit selbst in Salzburg den Leporello im "Don Giovanni".

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