Der Streit um den schönen David

Die italienische Regierung will Florenz die Statue wegnehmen.

Florenz/ Rom. Die Regierung in Rom und die Stadt Florenz streiten um Michelangelos David - nicht unter dem Aspekt der hehrem Kunst und der historischen Wahrheit, sondern offenbar schlicht des Geldes wegen.

Denn die weltbekannte Marmorstatue ist heute die größte Touristenattraktion der Stadt. Die Florentiner Galleria dell’Accademia, in der David ausgestellt ist, zieht jährlich etwa 1,5 Millionen Besucher an, die für knapp neun Millionen Euro Einnahmen sorgen.

Das weckt Begehrlichkeiten weiter südlich. Denn der italienische Staat ist knapp bei Kasse. Also beauftragte das Kulturministerium einen Anwalt mit einem Gutachten. ob der David denn tatsächlich nach Florenz gehöre. Zwar wurde er dort bei Michelangelo Buonarrotti (1475 -1564) in Auftrag gegeben und steht dort auch seit seiner Fertigstellung 1504 - seit gut 500 Jahren also.

Juristisch spielt derlei aber keine Rolle. Das Gutachten ergab: Diese Skulptur ist Staatsgut, unter anderem, weil die "Gemeinde Florenz" nicht als der direkte Erbe der Florentiner Republik von 1504 angesehen werden kann, die seinerzeit den Meister der italienischen Hoch- und Spätrenaissance für sein Wirken bezahlte.

Denn mit der Vereinigung Italiens 1861 seien alle früheren Staaten und Republiken auf dem Stiefel verschwunden. Folglich bestünde kein Zweifel daran, dass der David in den Besitz des Staates übergegangen sei.

Das habe auch der damalige Bürgermeister so gesehen. Denn er habe 1861 die Umzugskosten der Statue vom Palazzo della Signoria zu ihrem aktuellen Standort, der Galerie der Akademie, der Regierung in Rechnung gestellt.

Matteo Renzi, der jetzige Bürgermeister, sieht das naturgemäß ganz anders. Eine Verordnung aus der Zeit, als Rom italienische Hauptstadt wurde, besage. dass eben jener Palazzo della Signoria mitsamt dem David der Stadt zugeteilt wurde. Zudem gilt die Skulptur als Wahrzeichen der freien Bürger der Stadt.

"Der David gehört Florenz, die Akten beweisen dies, es gibt juristisch keine Zweifel", sagt Bürgermeister Renzi. Gleichzeitig ist er jedoch schon wieder bestrebt, die Wogen zu glätten. Er will nach Rom reisen und über eine Art "geteiltes Management" der Meisterstatue verhandeln.

Auch Kulturminister Sandro Bondi nennt den Streit mittlerweile kleinkariert. Am Ende dürfte dabei herauskommen, dass der schöne David in Florenz stehen bleibt und die Einnahmen geteilt werden.

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